Festhalten & Loslassen (Allgemein)

ChaosQueen, Donnerstag, 06.08.2015, 12:27 (vor 3390 Tagen) @ Schlumpfine

Liebe Schlumpfine,

vielen Dank für Deine erschütternd ehrlichen Worte.

Als Kind und junge Erwachsene habe ich allen Ernstes geglaubt, dass Unordnung nur deshalb entsteht, weil mit mir etwas nicht stimmt.
Wäre ich nicht so ein schlechtes, böses, ungehorsames Kind, wäre unser Familienleben nicht in Schmutz und Unordnung, Feindseligkeit und Gewalt versunken.
Was für eine verf*uchte, kranke Schei*e!!!

Gänsehaut. Und stilles Kopfnicken. Ich hoffe von Herzen, dass Du diese Botschaften losgelassen hast.

Das Zusammenleben mit einem Ehemann, der jede Form von Hilfeleistung durch Dritte entweder als Angriff ("Du glaubst wohl, ich kann das nicht!" "Das geht
keinen Fremden etwas an!" "Das Geld können wir uns sparen!") oder als Eingeständnis eigener Nutzlosigkeit aufgefasst und zugleich sein Ego mit seiner
Verachtung und Entwertung seiner Mitmenschen genährt hat, hat mich in meiner inneren Entwicklung (die als Kind aus einem Messie-Haushalt eh schon gestört
war) um Jahre zurück geworfen.

Der Perfekt nährt die Hoffnung, dass Du Dich und Deine Kinder von dieser toxischen Beziehung gelöst hast? Weil es einfacher ist und ich Dir nicht zu nahe treten möchte, schreibe ich Dir aus der Ich-Perspektive: Vor vielen Jahren, als ich noch ein unbedarfter Grünschnabel war, sagte mir eine weise Frau, dass wir uns unsere Partner sehr genau nach unseren Bedürfnissen aussuchen und im Verlauf dieser Partnerschaften selbst entscheiden, ob wir an ebenjenen scheitern oder wachsen wollen. Und obgleich mich das in dieser Situation rasend wütend machte, behielt sie dennoch Recht. Der Lichtblick: So manches Mal entpuppt sich retrospektiv eine große Katastrophe als ein immenser Segen. Denn allem Schmerz und allen Verletzungen zum Trotz konnten wir daran so sehr wachsen.

Je besser mein Gefühl dafür wird, was mir gut tut, was mir Freude macht, was mir leicht fällt und was mich gesund erhält, desto leichter fällt es mir,
Krempel zu entsorgen, "Andenken" (schlimme und erfreuliche) loszulassen und meinen Alltag zu erleichtern.
Die FLY-Lady mit ihrem Beharren auf Selbstliebe und Selbstverantwortung hat mich ebenso weiter gebracht, wie Celestine, Byron Katie, Marshall B. Rosenberg
und George Rynick.

Habe ich das richtig verstanden: Je näher Du Dir selbst bist (kommst?), desto einfacher fällt es Dir loszulassen? Deine Ehrlichkeit berührt mich sehr und wirft so viele weitere Fragen auf. Über Dich, über mich, über King Chaos... Hast Du das Gefühl, dass das Nochnichtlosgelassene eine Art "Reminder" ist? Eine Art Gedächtnisstütze? Und wie nah bist Du ohne diese "Andenken" Dir selbst und Deinen Gefühlen?

Ich kenne das... Traumatisierte Kinder bilden leider oftmals diese Art der Entfremdung aus, vielleicht um sich selbst zu schützen. Und es ärgert mich ungemein, dass die Symptome sich bis ins Erwachsenenalter ziehen
Ganz liebe Grüße
ChaosQueen


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