Re: spontan jemanden zu einer Tasse Kaffee oder Tee einladen (Allgemein)

Schlumpfine, Samstag, 08.08.2015, 10:26 (vor 3388 Tagen) @ Uschi

>Ich möchte die Haustür öffnen und auch mal spontan jemanden zu einer Tasse Kaffee oder Tee einladen können.

Bist du sicher, dass du das wirklich willst, liebe Uschi? Und falls du das wirklich willst ... wer außer dir selbst sollte dich daran hindern, Menschen die du magst und die dich mögen in deinem Haushalt Getränke anzubieten und deren Gesellschaft zu genießen?
Menschen, die du nicht magst und die dich nicht mögen, musst du auch dann nicht in deine 4 Wände lassen, wenn dein Personal und du euer Zuhause ständig auf 5-Sterne-Niveau trimmt.

Your life, your choice!

>Erforscht habe ich noch nicht, warum ich bin, wie ich bin. Darum sollte ich mich ebenfalls mal kümmern.
Nur wenn du wirklich willst und es dir ein Bedürfnis ist, hier oder dort einmal genauer hinzusehen.
Niemand ist dazu verpflichtet. Wirklich weitergebracht hat mich eher meine Klarheit in der Gegenwart als das stetige Umdeuten meiner Vergangenheit.

>Mein großer Bruder wurde immer auf ein Podest gehoben. Wahrscheinlich wurde schon vom Elternhaus mein Selbstbewußtsein klein gehalten.
Ja, das was war wohl so und ist im Nachhinein nicht zu ändern. Du bist wer du bist, liebe Uschi, und genauso hier und heute genau richtig.
HEUTE entscheidest du, was dir wichtig ist - und was nicht. Und morgen wieder ... und jeden Tag aufs Neue.

Meine Erfahrung ist: Je bewusster wir unsere Entscheidungen treffen, desto klarer können wir uns gegen Manipulation, Ausbeutung und Entwertung abgrenzen.
Jeder Mensch, den ich kenne, versucht jeden Tag mehrmals seine Mitmenschen zu manipulieren, auszubeuten und zu entwerten. Ich auch.
Jeder von uns entscheidet selbst, wie sehr er oder sie in diesem "Spiel" Opfer oder Täter sein will.

Ich persönlich fühle mich umso wohler, je weniger manipulativ, ausbeuterisch und entwertend ich selbst mich in meinen wichtigen persönlichen Beziehungen verhalte.
Auch genieße ich es mittlerweile klar zu wahrzunehmen, wo und von wem ich manipuliert, ausgebeutet oder entwertet werden soll, und diesen Versuchen wirksam entgegenzutreten.
Viele dieser Vorfälle, die mich früher traurig oder wütend gemacht haben, sehe ich heute eher sportlich.

Liebevolle Beziehungen vollkommen frei von Manipulation, Ausbeutung und Entwertung sind meine persönliche Vorstellung vom "Paradies".

Wie paradiesisch wir unsere Beziehungen gestalten, entscheiden wir in jeder Begegnung mit uns selbst und/oder einem anderen Menschen selbst und in jeder Sekunde aufs Neue.
Ich kann nicht machen, dass andere Menschen weniger (oder gar nicht!!!) manipulieren, ausbeuten und entwerten.
Ich kann nur selbst weniger manipulieren, ausbeuten und entwerten.
Und ich kann den Versuchen anderer Menschen, mich zu manipulieren, ausbeuten und entwerten umso mehr entgegensetzen, je weniger ich mir selbst die Schuld an ihrem Verhalten gebe.

Manipulation, Ausbeutung und Entwertung gehören ebenso zu Beziehungen, wie Rost und Verschleiß zu Maschinen und Schmutz und Ordnung zum Haushalt gehören. Wir selbst entscheiden, wie oft wir in Beziehungen zur Aufrichtigkeit, an der Maschine zum Ölkännchen oder im Haushalt zum Putzlappen greifen.

Wenn ich Sauberkeit und Ordnung in meinem Umfeld erhalten will, muss ich selbst regelmäßig putzen und aufräumen.
Und/oder ich kann jemanden bitten, dass er/sie mir dabei hilft. Oder ich kann jemanden dafür bezahlen, dass er/sie regelmäßig bei mir putzt und aufräumt.
Oder ich kann versuchen, jemanden durch Manipulation, Ausbeutung und Entwertung dazu bringen, dass er/sie für mich putzt und aufräumt.

Je nachdem wie erfolgreich ich diese oder jene Methode einsetze, desto sauberer und ordentlicher ist meine Umgebung und desto wohltuender oder schädlicher sind meine Beziehungen. Zu mir selbst und zu anderen Menschen.

Manchmal freue ich mich wie ein Kind wenn es mir selbst gelungen ist, meine Bequemlichkeit und meine schlechten Gewohnheiten auszutricksen und spielerisch King Chaos ein neues Terrain abgerungen habe. Ebenso kann ich mich darüber freuen, wenn mir im Job gelingt, einen Wettbewerber auszutricksen und einen Kunden für uns zu gewinnen oder unberechtigte Ansprüche gegen die Firma abzuwehren. Je sportlicher ich diese Kämpfe sehe und je mehr Freude ich daran habe, desto mehr genieße ich das Wissen, dass ich nicht trotz, sondern dank jahrelanger Erfahrung in einem hochmanipulativen und feindseligen familiären Umfeld die Kenntnisse und Fähigkeiten habe, die ich heute habe.

Manipulation, Ausbeutung und Entwertung gehören ebenso zu Beziehungen, wie Rost und Verschleiß zu Maschinen und Schmutz und Ordnung zum Haushalt gehören.
Wir selbst entscheiden, wie oft wir in Beziehungen zur Aufrichtigkeit, an der Maschine zum Ölkännchen oder im Haushalt zum Putzlappen greifen.

Am richtigen Ort ist verrottender Abfall kein ekelhafter Dreck - sondern kostbarer Humus.
Eine Apfelschale, die auf dem Sofa oder Schreibtisch stört, kann auf dem Komposthaufen oder im Beet genau richtig sein.
Meine ganz persönlichen Erfahrungen haben mich zu genau der gemacht, die ich hier und heute bin.
Deine ganz persönlichen Erfahrungen haben dich zu genau der gemacht, die du hier und heute bist.
Was für ein Reichtum, was für eine Fülle, was für ein Geschenk liegt in unserer Vielfalt und Einzigartigkeit.

Es gibt absolut nicht, was wir tun können, damit einzelne Menschen sich weniger manipulativ, ausbeuterisch, entwertend oder gewalttätig verhalten.

Aber wir entscheiden selbst, wie wir mit dieser Tatsache umgehen.

Ich entscheide selbst, wessen Nähe ich suche und wen ich lieber meide.
Ich entscheide selbst, wem ich vertraue und vor wem ich mich in Acht nehme.
Ich entscheide selbst, wessen Meinung ich ernst nehme oder wessen Geschwätz mir am Allerwertesten vorbei geht.

Du entscheidest das auch selbst auch. Bewusst oder unbewusst. In jeder Minute deines Lebens.
>Was mir heute bewußt wurde: ja, ich bin auch eine Perfektionistin (mein Mann bat ich die Seifenschale im Gäste-WC abzuschrauben, damit ich sowohl die Seifenschale besser im Spülbecken reinigen konnte, als auch die Fliesen besser abwischen konnte). *verrückt*? [image]
Your life, choice!

Du selbst entscheidest welche deiner Macken liebenswerte Spleens und welche gefährlicher Aberglaube sind.

>Jetzt, wo der Flur super aufgeräumt ist, beginnt eine gewisse Automatisierung.

Das ist genau das, was Celestine uns hier vor Jahren gelehrt hat.

>Die alltäglichen Aufgaben in einem Haushalt sind vom Zeitfenster meist kleiner, als die Aufgabe an die Altlasten zu gehen. Die Altlasten sind meist Berge. Einen Berg PT durchzuschauen dauert sehr lange. An diese Altlasten zu gehen kostet viel Kraft.

Stimmt genau. Also teile sie dir gut ein. Deine Kraft. Und die Altlasten.
Gefährliche Altlasten sind meiner Erfahrung nach finanzielle Unklarheit und bauliche Mängel.

Krempel im Keller oder auf dem Dachboden ist nicht schön.
Aber auch kein Grund sich das Wochenende zu versauen oder sich zu verschulden.
Solche Berge wachsen nicht über Nacht und verschwinden nicht über Nacht.

>Struktur - im Haushalt, in der Freizeit, die fehlt mir.
[quote]Eine Person, die halbtags beschäftigt ist, hat da evtl. durch äußere Umstände einen anderen zeitlichen Rahmen, Struktur.
Vor allem im Flur sehe und spüre ich jetzt die neue Struktur, sie tut mir gut.
Wie schaut es denn bei Dir aus?
[/quote]

Ich arbeite Vollzeit. Laut Vertrag 40 Wochenstunden. In der Realität oft länger.
Seitdem der Haushalt nicht mehr meine einzige Aufgabe ist, geht er mir leichter von der Hand.
Je mehr Zeit ich theoretisch hätte, desto mehr davon vertrödle ich nutzlos. Nutzlos für den Haushalt - und für mich selbst.
Klingt vielleicht paradox, ist aber bei mir so.

Liegt vielleicht auch daran, dass ich unbezahlte Arbeit unbewusst als wertlos ansehe.
Ich glaube, da möchte ich mal näher hinschauen. Ob das, was ich da glaube, wirklich hilfreich für mich ist
GlG [image] Schlumpfine


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