Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich? (Angehörige)

hansihugo, Sonntag, 09.01.2011, 00:16 (vor 4868 Tagen) @ Xandria

Hallo,
obige Frage meine ich ganz ohne Vorwürfe usw.
Ich würde es einfach gerne mal wissen.
LG Xandria

Ich schreibe das als Angehöriger einer (Ex?) Messie Frau. Einen Messie kann man mit einem Alkoholiker vergleichen. Das Sammeln, vermüllen oder sonstige Auswirkungen entspringen immer einem in der Kindheit erlittenem Defizit oder Verlust. Messie ist Kompensation!!
Es ist ganz einfach, leider aber völlig unbefriedigend:

Nicht-Messies haben ein anderes Gefühl von Ordnung und Sauberkeit als Messies. Meiner Erfahrung nach hat ein Messie einen selektiven Blick. Er blendet das aus, was ihn eigentlich selbst stört. Der Nicht-Messie erfasst das Gesamtbild eines Zimmers. Er sieht Müll. Der Messie sieht die aufgeräumte und sortierte Ecke der Dinge, die er noch gebrauchen kann oder die für ihn wichtig sind. Den Rest nimmt er nicht wahr, denn das erledigt er als nächstes. Leider kommt es nicht dazu, weil er neue "nützliche" oder "wichtige" Dinge heranschaffen muss. Das beschreibt klar das Dilemma. Dem Messie fehlt es immer an Zeit um das zu erledigen, was er noch vor sich hat. Idealerweise sind immer die anderen Schuld, die den Messie am ordnen stören. Der Nicht-Messie möchte sich in seiner Wohnung wohlfühlen. Er möchte sich keinen "Pfaden" entlang schlängeln, er möchte es für seine Begriffe übersichtlich haben.
Er braucht es, daß der Partner den gleichen Sinn für Ordnung hat. Genau hier liegt der Sprengstoff in der Beziehung zwischen Messies und Nicht-Messies. Einer der beiden fühlt sich in der gemeinsamen Wohnung nicht wohl. Differenziert gesagt: Der Messie fühlt sich in seiner Psyche nicht wohl, der Nicht-Messie mag das Chaos nicht, das den Messie umgibt.

Es gibt genau 2 Lösungsmöglichkeiten: Trennung (empfehle ich bei Partnerschaften mit Kindern zumindest auf Zeit) und/oder Therapie für den Messie. Falls der Zerrüttungsgrad der Beziehung noch nicht so hoch ist kann ein Kompromiss sein, daß der Messie einen Raum hat um dort seine Wunden lecken kann. Dort kann der Messie seinen Drang ausleben. Ist aber auf Dauer auch nervig, denn der Messie hat meiner Erfahrung nach immer den Drang, seinen Aktionsradius aus zu weiten, denn in dem Raum wird ihm der Platz ausgehen.
Ich habe von meiner Messie Frau erwartet, daß sie sich endlich ihrem Problem stellt. Nach 12(!!) Jahren hat sie Ihre Wunden im Griff. Aber es erfordert auch nach erfolgreichem Therapieren Toleranz der Nicht-Messies, die Reste des Nicht-Organisationsvermögens des Messies auszugleichen. Das sollte dann aber kein Problem mehr sein, denn Messies sind meiner Erfahrung nach in ihrem Kern sehr liebe Menschen, die mit dem Nicht-Messie durch dick und dünn gehen. Der Preis ist zusammengefasst:

- Sehr viel Geduld, bestimmtes Eintreten für Ordnung sowie Durchhaltungsvermögens des Nicht-Messies (es wird Jahre brauchen)
- Therapierung (muß kein Psychologe sein)des Messies.

Wenn eines der beiden Dinge nicht vorhanden ist, geht nur eine Trennung.


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