Re: Glykämischer Index - Zweifel am zuckerfreien Glyck... ((M)Essies)

Schlumpfine, Freitag, 17.12.2004, 09:26 (vor 7080 Tagen) @ krimhild


[quote]Auch die teilweise so eindrucksvoll dicken Amerikaner sind nicht deswegen so dick geworden sind, weil sie zuviel Kohlenhydrate mit hohem GI, sondern weil sie zuviel Energie zugeführt haben - auf gut Deutsch, zuviel gegessen haben. Und darüber hinaus - ein ganz mitentscheidender Grund für eine positive Energiebilanz - ihren Energieumsatz durch körperliche Inaktivität heruntergeschraubt haben.
[/quote]

*sarkasmus an* Und sie haben so viel gegessen, weil Amis sowieso alle doof sind und nicht wissen, was Kalorien bzw. Joule in der Nahrung eigentlich sind?!?! *sarkasmus aus*

Kein Wort über die suchterzeugenden Wirkungen hochkonzentrierter Kohlenhydrate. Kein Wort über Heißhungerattacken, die auch kerngesunde Menschen erleben, wenn ihre Nahrung nicht reichhaltig an essentiellen Substanzen und sättigend ist.

Die halbe Wahrheit ist auch eine Lüge, liebe Krimhild.

Niemand hier bezweifelt, dass es nicht nur sinnvoll sondern sogar unverzichtbar ist, eine negative Energiebilanz zu haben, wenn man Körperfett abbauen möchte.

Einfach weniger essen ist im Zustand aktiver Esssucht, die bei einigen Menschen (zu denen ich auch gehöre) eben durch die Zufuhr hochkonzentrierter, leichtlöslicher Kohlenhydrate ausgelöst wird, ebenso unmöglich, wie einfach mal 'ne Runde um den Block fliegen.

[/b]Mit Willenskraft kann kein Alkoholiker das zweite Glas, stehen lassen - im Bewusstsein seiner krankhaften Unfähigkeit, Alkohol kontrolliert zu genießen, kann er nur lernen, das erste Glas stehen zu lassen. Ob diese Unfähigkeit genetisch bedingt ist oder durch Umwelteinflüsse (d. h. durch übermäßigen Alkoholkonsum) erst entsteht, darüber streiten die Gelehrten noch.

Mit Willenskraft kann ich nicht konzentrierte, leichtlösliche Kohlenhydrate kontrolliert und maßvoll essen. Ich kann nur auf Grund eigener Erfahrung zu dem Punkt gelangen, an dem ich den ersten Bissen davon liegen lasse. Nur dann bin ich frei vom krankhaften Suchtdruck, der mir einen genußvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit Lebensmitteln unmöglich macht.

Diesen Aspekt in der Diskussion um die physiologischen Auswirkungen leichtlöslicher Kohlenhydrate völlig außen vor zu lassen, ist für mich eine ebenso schlimme Lüge, wie die Behauptung, das Rauchen von Zigaretten mache nicht körperlich abhängig.

Zwanghaftes Überessen ist ebenso eine körperliche Erkrankung wie Nikotin-, Alkohol-, Drogen-, oder Medikamentenabhängigkeit. Wer behauptet, jeder Mensch könnte lernen Weißbrot und Gummibärchen in Maßen, nicht in Massen zu essen, kann auch behaupten, Weinbrandbohnen oder Melissengeist seien für Alkoholiker harmlos Genuß- und Heilmittel.

Ich rege mich jedesmal maßlos auf, wenn die ganze Diskussion um "richtige" und "falsche" Kohlenhydrate nur auf die Insulinreaktion und die Energiebilanz beschränkt bleibt. Bestimmte Menschen vertragen bestimmte Substanzen nicht. Dass "zuviel essen" und "zuwenig Bewegung" zur Gewichtszunahme führt und die einzig wirksame Strategie "weniger essen" und "mehr Bewegung" ist, ist so trivial, dass es keiner weiteren Begründung bedarf. Dass es intelligente, aufmerksame, beruflich erfolgreiche, psychisch gesunde, verantwortungsbewusste Menschen gibt, die mit bestimmten Lebensmitteln einfach nicht umgegehen können, weil bestimmte Substanzen (z. B. Schokolade und/oder Käse und/oder Zucker und/oder Koffein) in ihnen körperliche Reaktionen auslösen, die einen maßvollen, gesundheitlich unbedenklichen Konsum dieser Speisen nicht zulassen, wird in denmeisten debatten vollkommen ignoriert.

Auch dass durch Hungerkuren psychische Probleme im Umgang mit Nahrung ausgelöst werden können, ist seit <a href=http://www-x.nzz.ch/folio/archiv/2004/03/articles/experiment.html>1945[/link] in Fachkreisen unbestritten. Deshalb finde ich es unverantwortlich, wenn schon pubertierende Jugendliche und junge Menschen von Medizinern, Sporttrainern und den Medien dazu ermutig werden, den Energiegehalt ihrer Nahrung zu beschränken.

Gerade bei Heranwachsenden ist qualitativ und quantitativ ausreichende Nahrung und viel Bewegung unverzichtbar für den Aufbau und Erhalt einer stabilen körperlichen und seelischen Gesundheit.

>Bei allem Verständnis für den GI im Rahmen einer kohlenhydratbewussten Ernährung beim metabolischen Syndrom - wer die Ursache des Übergewichts nur in den "falschen" Kohlenhydraten sieht, verkennt die Realität.

Wer die Schädlichkeit schnellöslicher Kohlenhydrate und anderer Substanzen, die im Gehirn die Endorphinrezeptoren mit einem suchtauslösenden "Kick" beglücken, sodass nur Naloxon (ein Opiatblocker) die Wirkung aufheben kann, mit Werbeslogans wie "Der süße Kick" (so zu lesen auf wasserlöslichen Fertigpuddings) verharmlost, verkennt die Realität nicht nur, sondern versündigt sich an den Menschen, die im Vertrauen auf ihre Ärzte, Ernährungsberater, Zeitschriftenredakteure, Lehrer und Sporttrainer bedenkenlos mehr als die Hälfte der täglichen Energiezufuhr mit Zucker und/oder schnellöslicher Stärke aus industriell gefertigten Speisen und Getränken zu sich nehmen und die Gefahren für Körper, Geist und Seele einfach nicht sehen können, solange veröffentlichte Diskussionen sämtlicher "Fachleute" nur die Insulinreaktion des Körpers oder die messbaren Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel und das Körpergewicht zum Inhalt haben und nicht die Auswirkungen auf die <a href=http://217.160.111.99:8080/cgi-bin/wwwthreads/showflat.pl?Cat=&Board=allgemein&Number=1559&page=18&view=collapsed&sb=3>Endorphinrezeptoren [/link] und entsprechende Suchtmechanismen beschrieben werden.

Insofern war Dein Beitrag hier wenig hilfreich für mich, liebe Krimhild, aber ein willkommener Anlass, meinem Ärger über die häufig oberflächlichen und respektlosen sowie teilweise schlicht falschen Aussagen sog. "Experten" im Umgang mit Übergewichtigen Menschen Luft zumachen.

Dich persönlich - die Du diesen Artikel ja nicht verfasst, sondern nur hierher kopiert hast - heiße ich hier herzlich willkommen undwürde mich freuen, etwas mehr von Dir selbst und Deinen (M)Ess-Problemen zu erfahren, die Dich hier auf diese Seite geführt haben.

[image] Schlumpfine


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