Hi Janna, Egozentrik pur - etwas me, myself and I ((M)Essies)

Krimhild, Dienstag, 21.12.2004, 12:58 (vor 7075 Tagen) @ Janna

Hi Janna,

dass ich nach meiner Auffassung ("passiv", d.h. ich "übe es nicht mehr aus" *g*) eßsüchtig bin, habe ich ja schon geschrieben.

Eßsucht bedeutet dabei für mich, die Neigung zu haben, in Situationen, die für mich unangenehm (z.B. Aufschieben von unerfreulichen Tätigkeiten mittels Essen) oder auch einfach langweilig oder mit Warten verbunden sind, mit dem Essen aus der Situation zu flüchten.

Klar geht das mit bestimmten Nahrungsmitteln besser als mit anderen, weich und süß funktioniert da besser als z.B. Sauerkraut, das man zu allem Überfluß ja auch noch kauen müßte - bääh, viel zu lästig für eine Flucht!

Meine Eßsucht war jahrelang mein persönliches Drama, mein Pseudo-Grund, warum ich meine Mess nicht in den Griff bekam, warum ich Dinge nicht so planvoll erledigen konnte, wie andere Leute, warum ich so chaotisch war und alles vor mir herschob.

Da hatte ich endlich mal etwas, das Struktur in mein Leben brachte, das einen Schwerpunkt setzte, das eine Priorität war und das ich ganz für mich hatte. Meine Eßsucht, meine Gewichtsschwankungen, das war eine vertraute Situation, die mir Halt und Wärme gab. Diese chaotische Welt da draußen, in der ich immer zu spät kam, Verabredungen nicht einhielt und mich immer selbst in Bedrängnis brachte, auf die wollte und konnte ich mich nun wirklich nicht einlassen.

Erst die ADS-Diagnose half mir weiter, gab mir die Möglichkeit, endlich an der für mich eigentlichen Baustelle zu arbeiten - am inneren und äußeren Chaos.
Und Stück für Stück konnte ich mich von meiner Kuscheldecke Sucht trennen.

In schlimmen Zeiten bin ich nachts kilometerweit zur Tankstelle für Süßigkeiten gelaufen, nachts zu McDoof gefahren, habe alles versucht, die Sucht zu besiegen (auch "kein Zucker, kein Weißmehl usw.") und sie damit leider erst recht kultiviert. Ich lebte ein Eßdrama - mein Leben drehte sich ums Essen oder Nichtessen, anderes mußte erstmal warten.

Solange ich das Suchtproblem nicht gelöst hatte, mußte ich mich auch mit keinem anderen (Chaos-usw.)Problem auseinandersetzen. Eine einfache Denkweise? Oh ja, Sucht liebt wohl einfache Lösungen.

Wie auch immer - ich reagiere jedenfalls leicht allergisch auf "einfache Lösungen"die Lobpreisung (ja, schon wieder solch´ein Wort!) jedwelcher Ernährungsideologen und ihrer Fans.

Zu jeder Ideologie gibt es eine Gegenideologie und im Moment ist es leider gerade mal en vogue, gegen einfache Kohlenhydrate vorzugehen. Das ist mir alles zu einfach, daher werde ich auch weiterhin gerne mal den Gegenpart übernehmen.

Warum die zufriedenen Montigniac-Anhänger aber so die Krallen ausfahren, gibt mir sehr zu denken, denn meine postings ware nun wirklich eher "leichtprovokant", meine Güte, Gelassenheit sieht da für mich aber anders aus!

Grüßchen
Krimhild


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