Re: Hi Janna, Egozentrik pur - etwas me, myself and I ((M)Essies)

krimhild, Donnerstag, 23.12.2004, 13:39 (vor 7073 Tagen) @ Janna

Hallo Janna,

mit der ADS-Diagnose wurde mir erst klar, dass die Eßsucht in meinem Fall trotz ihrer damaligen Stärke ein Nebenschauplatz war - einfach, weil ich meine wesentliche Schwierigkeit damals nicht beim Namen nennen konnte bzw. es für mich nicht greifbar war.

Damals war meine Erklärung für meine Lebensschwierigkeiten fast immer eine negative - es lag doch an MIR [image], mich mehr anzustrengen, um pünktlicher, termintreuer, ordentlicher, verläßlicher zu werden, oder? Aber das Problem war, "nicht wollen zu können". Immer wieder gute Anfänge, die nach kürzerster Zeit im Sande verliefen. Das hat mich unglaublich frustriert!

Um mein Leben damals durchzustehen, auch vielleicht, weil ich so zur (vollgefressenen) Ruhe fand und endlich mal ein für mich verständliches Problem hatte, bin ich ins Essen geflüchtet.

Die Diagnose hat mein Selbstbild auf den Kopf gestellt, nach all´den Jahren unverstandenem Chaos habe ich "mich selbst kapiert".

Habe meine Grenzen als solche akzeptiert [image] und halte sie nicht mehr für "Charakterschwäche". Ich erwarte jetzt nicht mehr, dass ich einfach stärker wollen muss, um so planvoll leben zu können, wie andere. Und dadurch war es mir möglich, neue Strategien zu entwickeln, um meine Möglichkeiten besser zu verwirklichen. Und das früher allein greifbare Problem Eßsucht verlor´an Stärke, der Zwang ließ nach. Je mehr ich meine Reaktionen als ADS-lerin verstand, umso besser konnte ich die Eßsucht loslassen, denn es gab immer weniger zu kompensieren. Klingt etwas konfus, aber klarer kann ich es noch immer nicht fassen.

Unterm Strich war die Diagnose eine Art Befreiung für mich. Schade, dass man nicht eher mehr darüber wußte, hätte mir wahrscheinlich einiges Leid in Ausbildung und Studium erspart
Liebe Grüße [image]
Krimhild


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