Re: nahrhaft / kostengünstig = fett! Ja. Und? (Allgemein)

Schlumpfine, Donnerstag, 08.12.2011, 22:20 (vor 4684 Tagen) @ Odille

>Huhu Schlumpfine,
[quote]mal ganz dumm gefragt: wie schafft ihr es bei der Essensliste, Eurer Gewicht zu halten?
[/quote]

Liebe Odille,

auch wenn dir das unwahrscheinlich erscheint:
Hier will niemand sein Gewicht halten.

Mein Jüngster ist seit seiner Geburt untergewichtig.
Meine Große trägt Kleidergröße 36 und würde gerne abnehmen.
Weil die meisten ihrer Freundinnen 34 tragen.
Was ich für gefährlichen Unsinn halte.

Und ich nehme derzeit ab.

Der Trick ist ganz einfach:

Dreimal am Tag satt essen.
Aufhören, wenn man satt ist.
Dazu täglich Bewegung.

Was einfacher ist, als ich geglaubt hätte, seit die Preise an den Tankstellen Autofahren für uns zum kaum erschwinglichen Luxus gemacht haben.

So wird der Kleine groß und stark, die Große hält ihr Gewicht und ich nehme ab.
Obwohl für alle drei Dasselbe aufgetischt wird.
Mit reichlich Fett und Kohlenhydraten, zu süß, zu salzig und dazu sowohl billig in der Anschaffung als auch zeitsparend in der Zubereitung.

Die altmodische "Erbsensuppe, Backfisch-im-Bierteig und Bratwurst-mit-Kartoffeln-und-Rotkohl" Variante deutscher Hausmannskost statt der neudeutschen "Sushi, veganes Thai-Kokos-Curry und mediterrane Gemüse an Bio-Lamm" Kochkunst für anspruchsvolle Genussmenschen. Ganz normales Essen für ganz normale Leute mit wenig Geld und wenig Zeit.

> Ich nehme schon vom Lesen zu!

Über Geschmack zu streiten lohnt sich nicht, finde ich.

>Und generell - nicht auf Dich bezogen gefragt - heisst "günstig" denn dann auch immer "fettreich" und ungesund?

Fettreich ist vor allem deshalb kostengünstig, weil Fett neun Kcal pro Gramm hat, Eiweiß und Kohlenhydrate nur vier.
Fett ist ein exzellenter Geschmacksträger und macht schneller satt als Rohkost.

Günstig heißt für mich vor allem: So zu kochen, dass das Essen im Magen der Esser und nicht im Müll landet.
Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.

>Ich für meinen Teil achte drauf: ...

Ist doch prima, wenn dir das schmeckt.

Habe früher auch gerne die Brigitte-Diät- oder WW-Kochbücher gelesen, wo genau das empfohlen wurde.
Vieles davon finde ich sogar ausgesprochen schmackhaft.

Allerdings gibt es nur eine handvoll Gerichte aus dieser Kategorie, die auch meine Kinder essen würden.
Also koche ich nicht mehr so, denn für den Mülleimer ist es mir zu schade.

>- so gut wie keine (!!!!) Convienence-Produkte. ...

Meine Kinder würden von solchen Mahlzeiten wie du sie hier schon öfter beschrieben hast, nur wenig probieren und sich anschließend ein Brot schmieren oder den Obstkorb zu plündern. Schade, finde ich. Denn mir würde vieles davon wahrscheinlich sogar schmecken.

Wenn ich mit No-Name-Buchstabensuppe aus der Tüte vom Discounter den Geschmack der Kinder treffe, ist mir das lieber, als stundenlang am Herd zu stehen, um das biologisch vollwertige, fettarme und frische Essen anschließend in die Tonne zu kloppen. Dieser genormte Fischstäbchen-Nudeln-Pizza-Pommes-Geschmack ist die Folge von jahrelangenm Essen in Kindertageseinrichtungen.

So ist das bei Kindern von zwei (oder mehr) berufstätigen Eltern.
Auch in der Zeit, als ich Arbeit suchend war, habe ich die Kinder nicht aus den Kindertageseinrichtungen abgemeldet. Weil es in Westdeutschland leider immer noch viel schwieriger ist, eine zuverlässige Kinderbetreuung zu finden, als einen Arbeitsplatz. Ohne zuverlässige Kinderbetreuung ist die Arbeitssuche gleich zum Scheitern verurteilt. Also waren meine Kinder auch dann viele Stunden täglich außer Haus untergebracht, als ich jahrelang zuhause war und vergeblich Bewerbungen geschrieben habe.

Angesichts der Erwartungen, die das neue deutsche Scheidungsrecht an Mütter von Kindern über drei stellt, waren diese Entscheidungen für uns goldrichtig. Weil die traditionelle Arbeitsteilung von Männern nur so lange goutiert und finanziert wird, wie sie selbst die Nutznießer der "Die Frau hält dem Mann beim Karrieremachen den Rücken frei"-Regelung sind. Wenn die Frau am heimischen Herd dann erste Falten und andere Verscheißerscheinungen bekommt, ist die smarte Kollegin (mit der man täglich viel mehr Zeit verbringt als mit der Angetrauten und die sich viel besser in die beruflichen Belange einfühlen kann, die ihr eigenes Geld verdient und ihrem Lover nicht auf der Tasche liegt) eine ausgesprochen reizvolle Alternative und wird der Mutter des eigenen Nachwuchses als Nachfolgerin und leuchtendes Beispiel vorgesetzt. "Wenn X jeden Monat N Euro verdient - obwohl sie nur den Realschulabschluss eine Berufsausbildung als Y hat - dann solltest du mit deinem Diplom in Z wohl mindestens 2N Euro verdienen können. Du willst bloß nicht. Ist wohl bequemer, zuhause auf dem Sofa zu liegen, als mal 'ne Bewerbung zu schreiben." Dass die Jahreszahl auf dem Diplom der ungeliebten Gattin aus dem letzten Jahrtausend ist - ungefähr aus der Zeit der Einschulung der lobenswerten Realschulabsolventin - wird dabei gerne mal ignoriert. Und dass "Ich leite ein kleines Familienunternehmen!" zwar ein flotter Spruch in der Staubsaugerreklame, aber kein Argument bei der Arbeitssuche ist, wird dann auch gerne mal geleugnet.

Vor diesem rechtlichen Hintergrund ist deine - wie du sie nennst - chauvinistische Haltung sowie das Ideal der Hausfrauenehe aus den 1950er Jahren schlichtweg nicht mehr zeitgemäß.

Abgesehen davon, dass es in der heutigen Zeit nur sehr, sehr wenige und emotional außergewöhnlich stabile Menschen schaffen, mehr als wenige Jahre als Hausmann oder Hausfrau ohne erhebliche Beschädigung der eigenen seelischen Gesundheit zu überleben.

Wer etwas anders behauptet, verschließt die Augen vor den unzähligen Fällen häuslicher Gewalt, bei denen frustrierte Hausfrauen die Täterinnen und ratlose Ehemänner sowie verschüchterte Kinder die Opfer sind. Von Beleidigung und Nötigung, leichter bis schwerer Körperverletzung, Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz bis hin zu Freiheitsberaubung, Erpressung und sexualisierter Gewalt findet dort so oft eine unbewusste Rache der Frustierten an den Wehrlosen statt, dass mir oft der Atem stockt. Und die nur deshalb nicht regelmäßig vor Gericht landen, weil kaum jemand sehen will, was nicht gesehen werden soll. Und weil das Recht auf gewaltfreie Erziehung ein ebenso zahloser Papiertiger ist, wie das Gesetz, das Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe stellt. Vor den unzähligen Fällen, in denen das Aushalten der Situation ohne gewalttätige Übergriffe bzw. ohne selbstschädigendes Verhalten nur mit Hilfe schwerer Medikamente möglich ist, ganz zu schweigen.

>Mit dem Thema Essensplan hab ich mich allerding auch noch nicht so recht angefreundet. Für mich alleine ist das auch okay, für Familienkochen mit Kindern fand ich das seinerzeit unumgänglich. Nur so hat es in meiner Stiefmamazeit überhaupt funktioniert, einigermassen günstig, gut UND gesund zu kochen. Ohne Plan lief nix!

100% Zustimmung! Ohne Plan geht hier gar nichts.
Dafür ist sowohl das zeitliche als auch das finanzielle Budget zu knapp.

>LG, Odille

LG zurück von

Schlumpfine
(die ihre Rückkehr ins Berufsleben wie die Entlassung aus mehrjähriger Strafhaft erlebt und trotz knapper Freizeit und wenig Geld mit keiner "gutsituierten" Ehefrau und Vollzeithausfrau tauschen würde)


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