Re: Unsere Mutter muellt seit 30 Jahren (Angehörige)

akinom, Mittwoch, 27.04.2005, 12:46 (vor 6946 Tagen) @ omnifax

Hallo Onifax,

so bis zu meinem 12. Lebensjahr war alles o.K.. Mutters schlampige Haushaltfuehrung kam schleichend. Mein Teenageralter war gepraegt mit "ach morgen bekommen wir ja schon Besuch, da muessen wir ja heute eine Aufraeum- und Putzaktion starten". Kamen Verwante ueberraschedn vorbei, "na kannst du deiner Mutter nicht mal helfen,du siehst doch dass sie es nicht schafft." usw. usw. Richtig schlimm ist es nach meinem ersten Auszug geworden, man verdraengt, weil Mutter auch verdreangt, und alles wird schlimmer. Was ich suche sind Loesungen, aber ich muss feststellen dass man diese hier auch nicht findet. Irgendwie habe ich das Gefuehl wieder die Verantwortung fuer die Unzulaenglichkeiten meiner Mutter uebertragen zu bekommen und genau das will ich nicht.

Den Anspruch eine super perfekte Hausfrau zu sein erhebe ich nicht. Trotz eines stressigen Vollzeitjobs kann ich jeder Zeit Besuch in meiner Wohnung empfangen, meine Interessen pflegen und ich muss nicht staendig etwas suchen. Das heisst nicht, dass ich mir nicht auch mal "heute habe ich keine Lust" goenne.

Hallo akinom, habe ich mit meiner Antwort voll daneben gehauen? Tut mir leid, aber ich bin selber Messiekindheitsgeschädigt und sehe das heute so:
"Unsere Mutter müllt seit 30 Jahren" bedeutet doch, dass vorher der Haushalt normal funktioniert hat und dann erst ging es bergab... Plötzlich?
Nachdem ich selber (nixwiewegda) genug gelitten hatte, sollte es in den eigenen vier Wänden nie-nie-nie so zugehen - was auch erst mal ganz gut klappte, Mann und Kinder sollten nichtleiden... Dann habe ich aber leider feststellen müssen, wie dünn das Eis ist, auf dem ich mich (seit 30 Jahren!) bewege... Wie schnell ich da einbrechen kann, frei nach dem Motto: Ordnung ist das halbe Leben und der Rest ist Schlamperei! Aus meiner Erfahrung kann ich heute ahnen, was in meine Mutter damals vorgegangen ist, weil ich weiss, wie erbärmlich ich mich oft selber fühle - und wie schlimm das dann ist: Ich könnte doch, wenn ich nur wollte - aber aus Schamgefühl oder Trotz heraus kann ich - wie gelähmt - nicht einmal wollen (Gott sei Dank passiert mir das nicht zu oft). Ich bin wirklich nicht faul, sondern setze nur die Prioritäten falsch und "vergesse", dass Wegwerfen und Wegräumen normal und richtig ist - weil armes Nachkriegszeitkind - und rumms, wieder habe ich versagt! Wie peinlich!!!
(Allerdings putze ich ganz regelmäßig und sogar gerne unser WC. Warum bloß?)
Therapie will ich auch nicht, bin ja nicht krank. Jedenfalls nicht kränker als andere Leute, denen andere Sachen schwer fallen, die anders versagen, die aber nicht so auffallen oder sich nicht dafür schämen.


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