Re: Unsere Mutter muellt seit 30 Jahren (Angehörige)

akinom, Montag, 02.05.2005, 12:37 (vor 6941 Tagen) @ omnifax

Hallo Omnifax,

danke fuer den Vergleich mit dem Hochseilakt, damit hast du voll ins Schwarze getroffen. Nur ist sie zweimal von der ersten Sprosse gefallen. Dein Vorschlag mit dem Nachthemd waere so auch nicht auszufuehren gewesen, denn ich wuesste nicht wo ich anfangen soll zu suchen um ein sauberes Nachthemd zu finden. Angezogen haette sie es dann sowieso nicht.

Warum fuehle ich micht verantwortlich? Ja, ganz einfach, ihr Verhalten, der dazugehoehrige Gesichtsausdruck, ihre Bemerkungen, besser der Tonfall,"du hast dein Leben ja im Griff, du verdienst nicht schlecht, du brauchst ja wirklich keinen Mann" (ich lebe in einer Partnerschaft, habe nach Scheidung Kind alleine erzogen, habe und hatte keine nennenswerte Probleme), "ach wie kann man so geizig sein, du bist ja so ein Egoist usw. gibt mir das Gefuehl, dass sie der Meinung ist, alles auf ihre Kosten erreicht zu haben.

Sparsam ist meine Mutter nur bei sich, sie macht immer sehr grosse Geldgeschenke. Wenn wir Kinder sagten, wir haben unser Geld, sie solle sich doch mal etwas neues kaufen, ach das braucht sie nicht. Sie hortet ihre neuen Kleider, Nachthemden, Schuerzen,ect.. Geht sie weg, hat sie auch das aelteste ihrer Klamotten an. So als wollte sie der ganzen Welt zeigen, schaut wie arm ich bin, ich leide, also bin ich gut.

Verachten tut sie mich, hat sie mich je geliebt, Kinder sind ja eine Belastung, als ich mein Kind erwartetet meinte sie, ich wuerde mir meine Zukunft verbauen,ich habe ja auch ihre mit meinem Kommen verbaut. Als meine Schwester ihr Kind, jetzt 6 Mon.,erwartete, reagierte Mutter mit, wie kann sie jetzt ein Kind bekommen!Das erschreckende fuer mich ist, sie hat sich ueber diese Geburt in keinster Weise gefreut. Verachten tue ich sie nicht, ich kann sie einfach nicht verstehen!

wuensch dir was
akinom

Ich war vorhin so in eile, aber dann habe ich über meine idee "nachthemd einfach austauschen" mal nachgedacht, ist vielleicht falsch, weil ich ja nicht weiss, wie deine eltern darauf reagieren würden. Also, i c h hätte es wohl so gemacht, wenn meine mutter... Aber das war bei mit eben doch hanz anders. Ich habe mich zwar, als sie krank war, auch um meine mutter gekümmert, aber immer nur so aus distanz, weil sie weiter weg wohnte und ich mit mir selber und meiner eigenen familie genug zu tun hatte! Wie schon gesagt, damals habe ich sie überhaupt nicht verstanden! Und ich habe mich auch nie als kind für die eltern verantwortlich gefühlt. Wer sagt dir denn, dass du das musst?
Ich will jetzt - als armes nachkriegskind - noch was zum "selbstwertgefühl" sagen, also zur "selbstachtung". Du hast zwar das problem erkannt, du reduzierst es aber auf ein "selbstbild", das du für richtig hältst, weil es heutzutage "normal" ist - nach dem motto: "Man darf sich doch nicht so gehen lassen"! Was meinst du denn, wie anno 1945 die meisten menschen überlebt haben,? Auch wenn du es nicht mehr hören willst, es war wirklich schlimm zwischen dem ganzen kriegsdreck und müll! Hygiene gab's vielleicht für reiche leute, aber kurz vorm verhungern "fraß" man notfalls angeschimmeltes essen - und hat trotzdem bzw. nur deshalb überlebt! Ob damals jemand an dreckigen unterhosen gestorben ist? Wohl kaum. Was für ein thema heutzutage!
Wenn dir also deine eltern, die in diesem sinn geprägt aufgewachsen sind, "beweisen", dass man auch "im dreck überleben" kann, dann ist das eben ihre reaktion auf deinen protest dagegen. Damit musst du dich erst mal abfinden - und du musst akzeptieren, dass jede noch so gut meinte hilfe erst mal nur als lieblose kritik aufgefasst werdeb kann!
Dabei fällt mir ein: Hast du das vielleicht auch mal in der zeitung gelesen, dass eine stadtbekannte streunerin sich nach ihrem tod als millionärin entpuppte? Ein körnchen wahrheit ist da sicher dran, dass manche leute es einfach nicht auf die reihe kriegen, dass die "schlechten zeiten" für sie vorbei sind! Könnte übertriebene sparsamkeit ein grund sein, dass deine mutter "sich nichts gönnt"?
Wenn du dich wirklich darum sorgst, dass es deiner mutter an selbstwertgefühl fehlt, dann sage und zeige ihr, dass du sie lieb hast und dass du nur deshalb veränderungen willst, damit ihr alle in zukunft besser zusammen leben könnt!
Weil ich annehme, dass deine mutter mir im empfinden recht ähnlich ist, gehe ich davon aus, dass sie annimmt, dass du sie nicht liebst, sondern verachtest. Und das, nachdem sie doch (aus ihrer sicht) sooo viel für ihre kinder getan hat>Schluss für heute.


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