Re: Unsere Mutter muellt seit 30 Jahren (Angehörige)

omnifax, Mittwoch, 27.04.2005, 21:25 (vor 6945 Tagen) @ akinom

Hallo akinom, tut mir leid, wenn ich schon wieder daeben getroffen haben sollte und Du Dir mehr praktischen Rat erhofft hast. So ein Forum soll ja Denkanstöße liefern. aber Du erwartest jemanden mit Erfahrung in genau derselben Situation. Schwierig, schwierig! Patentlösungen gibt es nach meiner Erfahrung nicht, weil die Menschen so verschieden sind. Und deshalb reden sie auch immer wieder so toll aneinander vorbei. Du hattest zuerst so geschrieben, als willst Du nur Frust ablassen.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich unnötigerweise wiederhole:
Das läuft bei Euch meiner Meinung nach wirklich seit Jahrzehnten aneinander vorbei, aber ich sage ja nicht, dass Du daran Schuld sein musst! Man hat Dir also was aufgedrängt, ich hatte gedacht, Du wolltest von Dir aus "was Gutes tun". Lassen wir mal undiskutiert, wie verschieden die Ansprüche an Ordnung und Sauberkeit sind: Welche Maßstäbe legst Du an - jedenfalls andere, als Deine Mutter. (Alles relativ...)
Wenn Du jetzt Deinen Haushalt führst, hast Du sicher genug zu tun. Wer drängt Dir denn jetzt wieder die Verantwortung auf? Verwandte? Dein Gewissen? Warum?
Wenn Du magst, antworte darauf
Auf die Gefahr hin, dass ich Dich langweile:
Als armes Nachkriegskind muss ich noch was klären. Bei mir war damals einiges vielleicht ähnlich, doch den "schwarzen Peter" jabe ich mir nicht zuschieben lassen. Ich habe mich da so durchgewurstelt, aber wohl aus purem Eigennutz - aber ich hatte auch keine jüngeren Geschwister! Wenn ich zu Hause was gemacht habe (wir mußten als jüngere Kinder nicht helfen), dann war das so: Teenager wuschen ihre Sachen gefälligst selber - natürlich ohne Waschmaschine, mit der Hand. Das eigene Zimmer musste man selber sauber halten, oder auch nicht. Wer baden wollte, putzte die Wanne, ein extra Waschbecken hatten wir nicht. Mal abgesehen von der Unordnung, war das bei Schulkameradinnen wohl auch so. Oder die mussten zu Hause putzen, während ich Klavier spielen durfte. Wenn Besuch sich anmeldete (per Post, Telefon hatten wir nicht) wurden Räum- und Putzaktionen gestartet, auch vor Geburtstagen usw. Die Wohnung war eher schäbig möbliert bis auf ein paar neue Möbel, also kein "schöner Wohnen", wegen Geldmangel. Jetzt lach nicht, aber Bildung war wichtiger als Wohnen und Aufräumen und Putzen! Und gesammelt wurde alles mögliche und unmögliche, was man ja eventuell noch mal gebrauchen konnte.
Für mich kam in der eigenen Familie der "Schock" nach einigen Jahren, nachdem ich mich eifrig bemüht hatte, aber feststellen mußte, dass ich mit den angelernten Verhaltensmustern nicht mehr zurecht kam und entsprechend versagte. Und "plötzlich" waren all die schönen neuen Dinge schmutzig - und "plötzlich" hatte meine Großmutter ach so recht: "Hausfrauenarbeit ist nur zu sehen, wenn sie nicht gemacht ist". Rrrumms! Scham, Schande - Lähmung!
Wenn mir auch noch jemand die Vokabeln "schlampig, faul, krank, dreckig, Müll" um die Ohren gehauen hätte - ich hätte übel reagiert.
Falls es Dich interessiert: Nach außen habe ich immer so getan, als ob ich nur nicht will - wenn ich das nicht konnte, und Hilfe war beschämend. Dumm, was?
Genug für heute. Bin auf Antwort gespannt! Liebe Grü8e!

PS. Ich dachte, die Wohnung ist schon leer, hahaha, von wegen täglich einfach weg damit... Sollte wohl nur eine Drohung sein? Ich rate zu Vorsicht! Wenn Deine Mutter ähnlich veranlagt ist wie ich, lässt sie sich nur schwer helfen. Ich meine aber, hoffnungslos ist kein Fall. Aber bitte mit Liebe!!!


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