Re: Regale, Schränke und Kisten wuchten... Innen- und Aussenarbeit (wieder lang) ((M)Essies)

zunehmend konfliktfähigere Schlumpfine, Samstag, 24.04.2004, 14:16 (vor 7318 Tagen) @ emja

Liebe Emja,

nachdem ich glücklich meine Schreibtischecke für mich ansehnlich und funktional hergerichtet hatte, steht der Umzug in ein anderes Arbeitszimmer (eine Etage tiefer) an. D.h., die mühsam erstellte Ordnung wird zerlegt, in Kisten gepackt, nochmals entrümpelt und in veränderter Zusammenstellung wieder aufgestellt.

[image] ***kreeeiiisch!!!*** [image]

Ich hasse solche Aktionen!!!

Und wenn ich mir die Mühe mache, will ich auch Veränderungen ermöglichen.

Mein GöGa stellt sich das so vor:

Alles auf den Fussboden packen, die leeren Möbel (3 Schreibtische, ein Beistelltisch, zwei Rollcontainer, drei Drehstühle, zwei Regale und einen Schrank) nach unten tragen, die Kabel (für PC, Drucker, Modem etc.) wieder genauso, wie sie waren zusammenstöpseln, alles wieder an Ort und Stelle packen, fertig!

Dummerweise stehen in dem Schrank Gläser, die ich gerne oben behalten würde.

Und das mittelbreite Regal sähe ich lieber in der Küche als im AZi.

Dafür das (zu) schmale Regal aus meinem ursprünglichen AZi, das nach dem Umzug aus meiner (ziemlich passend und funktional eingerichteten) Wohnung in dieses Haus "erst mal" in der Küche "Asyl" fand, wieder mit ins neue AZi.

Und das Schlumpfenkind hätte gerne eine Kommode neben dem Schreibtisch im neuen Familien-AZi, die derzeit im Badezimmer Handtücher und (in vier Schubladen) persönlichen (Rasierzeug, Schminkzeug, Kindersonnenmilch und ca. 1.000.000 Haarspangen) und allgemeinen (Fieberthermometer, Heftpflaster, Reservezahnpasta und Shampoo, Schere etc.) Kleinkram enthält. Ich liebäugle schon lange mit einem "echten" Badezimmerschrank, der die Funktionen der superpraktischen Kommode (deren Stil exakt mit den Büromöbeln harmoniert und ursprünglich auch mit diesen zusammen angeschafft wurde) mit einer nassraumfreundlichen Form und Oberfläche verbindet.

Für die Gläser, die derzeit noch im alten AZi "zu Gast" sind, habe ich einen sehr schönen Vitrinenschrank gesehen, der sogar dem GöGa gefällt, für uns erschwinglich ist und zu unseren bereits vorhandenen Möbeln passt.

Langer Rede kurzer Sinn: Mir geht das zu sehr Hoppla-Hopp, was mein LiMa in einsamer Entscheidung für heute (!!!) geplant hatte. Außerdem sind im neuen AZi noch ein paar "Kleinigkeiten" (Fußleisten, Kabelschächte, Lampen u.ä.) nicht endgültig vorhanden, so dass "erstmal" die Kabel im Raum 'herumhängen würden und die Beleuchtung "unter aller S**" wäre. Da die Fußleisten im Wohnzimmer, die nach unserem Umzug vor 3¼ Jahr auch "erstmal" nicht angeschraubt wurden, immer noch lose neben dem Sofa und unter der Heizung herumliegen, widerstrebt mir der Plan, "erst mal eben" die Möbel umherzuschleppen und "demnächst" die Restarbeiten zu machen, zutiefst.

Heute habe ich darauf bestanden, dass mein GöGa die (zugegebenermaßen zeitaufwändigen) Details zuerst erledigt, sich dann mit dem Junior-Schlumpfinchen und mir zusammensetzt und einen Arbeitsplan vereinbart, aus dem klar hervorgeht:

- Wo das Kind im neuen AZi sein Bastelmaterial, seine CDs, Bücher und Stifte unterbringt. Mein Vorschlag: In der Badezimmerkommode, die sowieso ursprünglich zu meinen Büromöbeln gehörte.

- Wo wir dann unsere Handtücher etc. im Bad unterbringen?

- Wohin die Gläser kommen, wenn mein alter Vitrinenschrank im neuen AZi endlich wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt wird, nämlich meine Lieblingsbücher, Krimskrams, Andenken und Fotoalben aufzunehmen, die seit drei Jahren in Kisten "schlummern"? Wie lange ist die Bestell- und Lieferfrist für den neuen Vitrinenschrank, der die Gläser im neuen Esszimmer - bis jetzt noch als AZi genutzt - aufnehmen soll?

- Wo mein LiMa seine Ordner und Büro-Utensilien unterbringt, wenn das von ihm derzeit genutzte mittelbreite Regal wieder, wie es ursprünglich war, in der Küche Handtücher, Kochbücher, Altglas- und -papier sowie Hundefutter und andere "Sollten-immer-zur-Hand-und-nicht-im-Vorratskeller-sein"-Konserven aufnimmt und ihm als Ablage neben seinem Schreibtisch nicht mehr zur Verfügung steht?

- Ob der große Schulschreibtisch aus dem KiZi vielleicht besser ins AZi und der zierlichere Kinderschreibtisch aus dem alten (engeren) AZi besser ins KiZi passt?

- Wo (falls der doppelbreite Schreibtisch aus dem KiZi ins AZi umzieht) der Rattenkäfig und der Hundekorb dann Platz im KiZi finden, die derzeit auf bzw. unter dem breiten Schreibtisch sind?

- Ob die alte Stereoanlage mit Doppelkassettendeck aus dem alten Partykeller (demnächst AZi) ins KiZi umziehen kann? Samt Boxen, die an der Wand aufgehängt werden können und 70er-Jahre-Phono-Tischchen (in meiner Wahrnehmung: alter Ramsch! in den Augen meiner Tochter: total angesagter Retro-Look!). Wer diese Anlage wann nach oben schafft und kindgerecht installiert (ohne dass Kind oder Hund von herabfallenden Boxe erschlagen werden oder über umherliegende Kabel stolpern oder sich damit strangulieren.

- Und - last but not least wieviel von den Klamotten auf unter und neben meinem Schreibtisch ich wirklich brauche ... ? Und das Kind? Und mein Mann? Letzterer sagte schon mit kühlem Blick auf seine Ecke: "Davon kommt sowieso die Hälfte weg!", während das Kind schmerzlich zusammenzuckte, als stünde ihm die Amputation lebenswichtiger Organe oder Gliedmaßen bevor und ich selbst dasselbe empfand, was Du hier geschrieben hast, liebe Emja:

>Jetzt, wo ich umziehe, stellt sich mir da ganz extrem weiterhin die Frage: brauche ich dieses oder jenes wirklich?
[quote]Und ich merke, wie ich immer noch "viel zu viel" anscheinend brauche - das macht mich zur Zeit sehr *hmmmmm* . . . wie soll ich das beschreiben? . . . unfrei? unsicher? unzufrieden? . . . all das steckt mit drin - aber ich habe den Kern noch nicht entdeckt . . . vielelicht gibt es ja auch mehr als nur einen ?
Es klappt nicht- also zumindest nicht bei mir: umziehen - und NUR das mitnehmen, was frau wirklich braucht . . . denn ich BRAUCHE anscheinend aus den verscheidensten Gründen mehr als andere . . . .
*grübel* . . . .
[/quote]

"Sch***-HL!" denkt mein GöGa vermutlich "Früher haben die beiden sich um solche Dinge nicht gekümmert, mich einfach machen lassen und sich darüber gefreut, dass ich alles so organisiert habe, wie es mir passend erschien. Damals haben sie auch noch nicht so einen Kult darum getrieben, wo was im KiZi oder in der Küche herumlag. Einerseits gibt es Ecken in unserem Haus (z. B. phasenweise immer wieder die Diele, die Waschküche oder die beiden Bäder), da liegt alles d'runter und d'rüber, andererseits sind sie in der Küche und im KiZi wie besessen davon, dass alles an seinem Platz liegt. Blöde Weiber!!"

Wie gesagt, das ist reine Phantasie. Geäußert hat mein LiMa sich diesbezüglich nicht. Er war nur verwundert, wie sehr meine Tochter und ich uns in seine Pläne eingemischt bzw. uns dagegen aufgelehnt haben. So engagiert in Einrichtungs- und Haushaltsfragen kennt er uns gar nicht. [image] Und wir uns selbst und einander auch schon seit Jahren nicht mehr, ob wohl das in der Kleinkindzeit meiner Tochter, als ich noch alleinerziehend war, für uns beide selbstverständlich war, dass wir unser Zuhause so eingerichtet, genutzt und gepflegt haben, dass es für eine kleine, unternehmungslustige, fröhliche [image] Weltentdeckerin im "Mit-allen-Sinnen-(vorzugsweise mit Lippen, Zunge und Gaumen)-entdecken-und-begreifen"-Alter und eine freiberuflich berufstätige Teilzeithausfrau und Vollzeitmutter passend und gemütlich war. Das war uns beiden sehr wichtig und hat auch meistens [image] ziemlich gut geklappt.

Jedenfalls ist es uns dreien heute Vormittag gelungen, ohne [image] Stunk, Gemecker und hässliche [image] Schuldzuweisungen (wg. unrealistischer Zeitvorgaben, fehlender Kommunikation im Vorfeld und - was für mich persönlich am schwierigsten war - ohne auf den "erstmal" nicht erledigten Details im Wohnzimmer herumzureiten), uns darauf zu einigen, dass der Umzug ins neue AZi erst von uns in Angriff genommen wird, wenn dort die technischen Voraussetzungen für Beleuchtung und Verkabelung gegeben sind und wenn wir den organisatorischen "Rattenschwanz" so besprochen haben, dass mein Nachwuchs-Messie-Kind und ich angstfrei unsere Vorbereitungen treffen können - ggf, auch mit der Unterstützung unseres Papas bzw. LiMas. Und auf diese Konfliktlösung bin ich richtig stolz, obwohl auf meiner Schulter ein böser kleiner [image] Umdeutungsteufel sitzt, der "Verschieberle, Verschieberle!!!" höhnt und mir einreden will, dass der Plan meines Cleanie-GöGa besser, weil weniger umständlich und zeitaufwändig sei und meine bzw. unsere Einwände und Wünsche unangemessen und überflüssig seien. Der Engel [image] auf meiner anderen Schulter lobt das Kind und mich dafür, dass wir unsere Bedürfnisse ("Das brauche ich unbedingt!") klar ausgedrückt und unsere Wünsche ("Das hätte ich gerne!") und Grenzen ("Das schaffe ich so schnell nicht!") deutlich gemacht gemacht haben.

Und ganz nebenbei flattert auch schon eine neue WaMa-Füllung im Wind auf der Terrasse. Mit dem gelösten Konflikt fielen große Teile meiner chronischen "[image]Sch***-Hausarbeit!!! Mich [image] das hier alles an! Ich vertrödle meine Zeit lieber am [image] als in der Waschküche!"-Blockade auch wie von Zauberhand (vorübergehend, wie ich ahne) von mir ab.

Marianne Bönigk-Schulz und ihre Referenten hatten beimMessie-Treffen in Wuppertal auf diesen Zusammenhang (Konfliktbewältigung bzw. Grenzsetzung einerseits und Chaos als Schutzmechanismus und Ausdruck von unterdrückter, aktueller Wut bzw. altem Groll andererseits) für mich sehr einleuchtend hingewiesen.

In der Klinik wird Depression als "Die Sucht, Konflikte zu vermeiden" definiert und jede Sucht als "Methode, die wir gewählt haben, um uns selbst zu schaden" (was auch eine Menge nicht-stofflicher Abhängigkeiten und Zwangshandlungen als Süchte charakterisierte) bezeichnet. Mit diesem Begriffssystem im Hinterkopf macht die Symptomverschiebung bzw. der Teufelskreis zwischen Chaoserhaltenden Handlungen bzw. Unterlassungen <=> Überessen <=> Migräne, Schmerzattacken <=> Depression <=> Vermeiden, Verschieben, Blockiertsein bis hin zu massiven finanziellen und sozialen Nachteilen <=> mehr Probleme im Außenverhältnis (Desorientierung und negative Folgen des konkreten, aktuellen Verhaltens im Raum, in der Zeit und in Beziehungen zu anderen Menschen) <=> größeres Leid in der Innenwahrnehmung (körperlich, geistig, seelisch und spirituell) für mich vollkommen Sinn.

In diesen Worten von Dir, liebe Emja, habe ich sehr viel von mir wiedergefunden gefunden und die Antworten auf die Fragen, die Du stellst, sind für mich von von existenzieller Bedeutung:

>Diese Schutzschicht - um Real-Kontakte zu "verhindern" . . tja . . . das ist ein sehr wichtiger Aspekt - mir nicht unbekannt... erstaunlich war für mich dabei übrigens, vor jahren in diesem Zusammenhang zu erkennen, WANN in etwa mein messie-tum stärker wurde (es war eindeutig eine Zeit, zu der ich mich stärker vor dauernden "Besuchern" abgrenzen wollte - und es anscheinend nicht anders schaffte (das ist doch traurig - Grenzüberschreitungen im Zusammenleben mit anderen - wenn der eine dauernd z.B. Besuch haben möchte - der andere aber eher nicht . . .) - ich frage mich sogar: war/bin ich schon immer messie?
[quote]Nein . . . ich denke eigentlich nicht! Nicht SO ausgeprägt zumindest.
Aber ich war ganz sicher zum Beispiel ein dickes Kind!
Viele Ursachen und Gründe habe ich inzwischen aufgedeckt - jetzt ist die Frage für mich eher:
und wie verändere ich das nachhaltig . . .*mal tief seufze* ??
Nachhaltig so, dass es für mich diesen "Mauer-bau" nicht mehr geben muss?
Weil ich dann andere Möglichkeiten gefunden habe, mein Leben so zu leben, wie es für mich GUT und RICHTIG ist?[/b]
- es ist Innenarbeit - weiterhin : Innen/Aussen - das wurde mir sehr schnell klar, nachdem ich im messie-Forum gelandet war (vor Ewigkeiten inzwischen, wie mir scheint [image])
[/quote]

Liebe Emja, ich danke Dir für Deine ausführliche Antwort aus dem Umzugstrubel und blicke mit etwas Sorge und sehr viel Mut der kommenden Woche mit viel Entrümpelungs- und Loslass-Arbeit (*malganzliebzuAiram'rüberwink* [image]) entgegen und fange sogar ganz zaghaft an, mich auf mein bzw. unser "neues" AZi zu freuen, das in vielen (mir persönlich wichtigen) Details wieder meinem "alten" selbst geplanten und gut durchdachten AZi in der Wohnung gleichen wird, in der meine Tochter und ich uns bis vor 3½ Jahren*) so wohl gefühlt haben.

Ein schönes Wochenende wünscht uns

[image] Schlumpfine


*) Info für die, die es noch nicht wissen:
Vor 3½ Jahren habe ich in der 20. SSW unseren Sohn verloren und habe danach eine reaktive Depression durchlitten. Während der akuten Trauerphase kamen meine ELtern und mein GöGa auf die "geniale" Idee, unserer Familie "etwas Gutes zu tun" und sie organisierten exakt vier Monate nach dem Todestag unseres Sohnes den Umzug aus der Wohnung (die ich vor fast 10 Jahren, als ich mit meiner Tochter schwanger war und von deren Vater nach achtjähriger Beziehung überraschend verlassen wurde in einer Lebensphase, die gleichzeitig von Verlust, Trauer, Zukunftsangst und enormer Kraft und Hoffnung geprägt war, angemietet, eingerichtet und als "unser Nest" gebaut hatte), die für meine Tochter und mich ein echtes Zuhause war und in der "King Chaos" nur in den letzten Wochen vor dem Umzug Fuß fassen konnte, in mein Elternhaus (wo die Gespenster der Vergangenheit sich kongenial vereinten mit den Sorgen und Schmerzen der Gegenwart). Diesen Umzug vor nunmehr 3¼ Jahr habe ich innerlich und äußerlich (d.h. bezogen auf ganz konkrete organisatorische und arbeitstechnische Abläufe und Gegebenheiten) bis heute nicht wirklich verkraftet. Die Depression spitzte sich in 2001 weiter zu, ich verlor Anfang 2002 meinen Arbeitsplatz, weil ich dort ebenso wie im Privatleben unfähig war, meine Grenzen zu wahren und meine Bedürfnisse einzufordern. Während dieser Zeit, als ich monatelang ganz tief im schwarzen Loch der Depression saß, und nicht nur darüber nachdachte, ob Suizid eventuell ein Ausweg sein könnte sondern konkrete Pläne machte, wie ich meinen Freitod so herbeiführen wollte, dass meinem Kind die barmherzige Illusion eines tragischen Unfalls erhalten bliebe, fing mein LiMa eine Affäre mit einer meiner sog. "Freundinnen" an, in deren Folge diese Frau Ende 2003 einKind von meinem Mann zur Welt brachte. Gezeugt wurde dieses Kind während ich vor gut einem Jahr - von März bis April 2003 - in der stationären Reha gegen die Depression und um mein Leben kämpfte. Erfahren habe ich davon im Mai 2003. Mein Lebensgefährte (das Wort kommt wohl tatsächlich von Lebensgefahr [image]) entschied sich seinerzeit gegen seine Geliebte und für seine Familie und wir haben im August 2003 geheiratet.

>PS: Schlumpfinchen, dir möchte ich gerne einen virtuellen, dicken knuddelgruss mitschicken! [image]
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PS: Deine virtuelle [image] Umarmung erwidere ich gerne, liebe Emja. Ebenso wie die Von Odille und Airam.


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