Re: Körperfettwaage ((M)Essies)

Schlumpfine, Dienstag, 11.05.2004, 12:01 (vor 7300 Tagen) @ Snorkfräulein

Danke der Nachfrage, liebes Snorkfräulein,

die Waage war anfangs sehr hilfreich für mich. Als ich bemerkte, dass ich sie erneut als Fetisch und Orakel anfing zu missbrauchen, habe ich die Nutzung drastisch eingeschränkt. Mit Fetisch meine ich: "Ohne meine Messzahlen weiß ich gar nicht, wer ich bin und was ich aktuell wert bin." und Orakel heisst bei mir: "Wenn die Waage morgens ein paar zehntel Kilogramm Körpergewicht oder - besser noch - Prozentpunkte Körperfettanteil weniger anzeigt, ist der Tag prima und ich bin ein erfolgreicher, schöner, kluger, wertvoller Mensch - und wenn nicht, dann nicht ..."

Dieses kranke Denken ist der giftige Kern meiner Essstörung und ich muss sehr auf mich achtgeben, dass ich mich beim Versuch, der Realität ins Auge zu sehen, nicht erneut auf dieses dünne Eis begebe. Tatsächlich schleppe ich mehr als einen Zentner überflüssiges Körperfett mit mir herum - das sind mehr als 200 Pakete Butter und darin ist das notwendige Körperfett nicht enthalten. Diese Zahl klar benennen und visualisieren zu können, finde ich für mich persönlich sehr hilfreich.

Wenn ein Trainingsplan für leicht moppelige, unsportliche Menschen vorschlägt, ein Lauftraining zur GEwichtsreduktion mit "Im Wechsel eine Minute joggen und eine Minute Gehpause, gesamt 18 Minuten" zu beginnen, dann hilft mir die Vorstellung, dass damit Menschen gemeint sind, die nicht mehr die Hälfte ihres Körpergewichts als passive Speckmasse an sich hängen haben und ich fühle mich nicht mehr als Versagerin, wenn solche Vorschläge vollkommen außerhalb meiner körperlichen Leistungsfähigkeit liegen. Ich bin sehr stolt darauf, dass ich es am ersten Tag geschafft habe, in meinen einstündigen erholsamen Waldspaziergang eine Phase von "Im Wechsel eine Minute joggen und vier Minuten Gehpause, gesamt 15 Minuten" zu integrieren - mit den Zielen a) mich dabei auf eine halbe Stunde zu steigern und b) die Gehpausen ganz allmählich (so wie mein Kreislauf und meine Atmung es zulassen) zu verkürzen.

10 mal hintereinander je eine Minute laufen und zwei Minuten gehen sind für mich ein respektables Zwischenziel, das ich ganz konkret anstrebe - und mir nicht mehr nur einfach ziellos und planlos wünsche: "Eigentlich müsste ich mich etwas öfter bewegen."

Solche Konjunktiv-Phrasen "Demnächst sollte ich ...", "Eigentlich müsste ich ich ..." mit "Eigentlich ...", "Wenn ich etwas mehr Zeit habe..." oder "Demnächst..." und Komparativ "... nicht so oft..." "...etwas mehr ..." "...nicht so viel..." "...häufiger..." sind ein gefundenes Fressen für meinen Inneren Schweinehund, der sie unverzüglich zu Selbstabwertungssch****e verdaut und damit die reale Ausführung immer wieder auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschiebt.

"Mein Ziel ist ..." und dazu ein realistisches Teilziel im Rahmen meiner ganz persönlichen Lebensumstände, Kräfte, Fähigkeiten und Ressourcen. "Dafür werde ich sofort/heute/ in der nächsten Viertelstunde dieses ganz konkret tun bzw. jenes lassen, hat mir im Kampf gegen das Chaos ebenso enorm geholfen wie bei der Erreichung von beruflichen Zielen. Und da ich weiß, dass ich solche konkreten Ziele erreichen kann, bin ich auch zuversichtlich bezüglich meines Zwischenziels beim Laufen.

Mehr als minimale Schwankungen hinterm Komma habe ich in den letzten Tagen nicht erlebt - was aus meiner Sicht ein enormer Trendwechsel ist, denn zuvor ging es über Mooonaaaateee unaufhaltsam bergauf. Derzeit halte ich meine Gewicht auf hohem Niveau. Und seit ein paar Tagen habe ich auch wieder Freude an der Bewegung. Eine Stunde mit dem Hund im Wald zügig zu gehen ist keine lästige Pflicht mehr, sondern mir ein Bedürfnis - vielleicht noch nicht so sehr, wie dem Hund, der vor Freude stets ganz außer sich gerät, wenn er sieht, dass ich meine Walkingschuhe anziehe und ihn ins Auto rufe, statt nur auf Schlappen einmal mit ihm um den Block zu schleichen - aber irgendwie wirkt die Lebens- und Bewegungsfreude des Tieres ansteckend, wenn ich bereit bin, mich darauf einzulassen.

Die Waage hat dazu keine eindeutigen Meldungen von sich gegeben, also besteige ich sie nur noch einmal in der Woche und bin zufrieden, wenn die Schwankungen hinter dem Komma bleiben.

Warum bist Du unzufrieden mit Deiner Waage? Kennst Du den alten Ingenieur-Spruch: "Wer misst, misst Mist!" ? Fehlertoleranzen bis zu 3% im Grenzbereich und 1% im Kernbereich der möglichen Messungen sind zulässig für geeichte Waagen, wenn ich mich nicht irre - also versuche ich (wenn ich geistig und seelisch stabil bin) den Zahlen nicht soooo viiiieeel Bedeutung zu zumessen.

Einen schönen Tag uns allen hier wünschen Schlumpfine und der müde Hund

>Huhu Schlumpfine,
[quote]magst du mal berichten, wie du mit der Waage zurecht kommst? Also ob du glaubst, dass die Angaben hilfreich sind, vor allem: wie zuverlässig sie sind... ??
Liebe Grüße
vom Snorkfräulein, derzeit sehr unzufrieden mit der Fettwertbestimmung ihrer Waage
[/quote]


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