Re: Gefangener im eigenen Haus (Angehörige)

Helga-Maria, Dienstag, 15.08.2006, 14:32 (vor 6474 Tagen) @ Marvin

Hallo Marvin,

nun hast du doch noch mehr Antworten bekommen. Einerseits schön, weil du Anteilnahme spürst, andererseits teilweise erschreckend, mit welch einer Agressivität dir geantwortet wird.

Hör auf dein Herz! Liebst du deine Frau, so halte zu ihr! Sie hat, wie ich herauslese, auch wunderbare Eigenschaften. Stell dir vor, was wäre, wenn eine Fee käme und euer Haus über Nacht in einen ordentlichen Zustand versetzen würde. Was würdest du dann tun? Egal was es ist, tu es jetzt auch!

Und zum Thema, warum ich der Meinung bin, daß ein Mann, der den ganzen Tag arbeitet, auch im Haushalt helfen sollte:

Ein Mensch, der auswärts arbeitet, hat gesetzlich geregelte Pausen. Pausen, in denen der Chef nie auf die Idee käme, Arbeit von ihm abzuverlangen. Er weiß, wann diese Pausen sind und kann sich danach richten. Er hat Kollegen, mit denen er reden und soziale Kontakte pflegen kann. Er bekommt Geld und Anerkennung.

Hausfrau und Mutter zu sein bedeutet, niemals zu wissen, wann und wie lange man mal ausspannen kann. Kaum ist es im Kinderzimmer ruhig und man will sich eine Tasse Kaffee gönnen, geht das Gekreische wieder los:"Maaaaaaama!" Unzählige Arbeiten über den Haushalt hinaus werden einem abverlangt, die unvergleichbar wichtig sind, die aber kein Außenstehender je wahrnimmt. Stell dir vor, deine Frau hat versprochen, heute das Bad zu putzen. Eines deiner Kinder hat aber ein Problem, dessen Lösung wichtig für seine weitere Entwicklung ist. Deine Frau zeigt Spürsinn, redet mit dem Kind, ruft evtl. Lehrer und Eltern der Klassenkameraden an, leistet hervorragende Arbeit, die verhindert, daß das Kind auf die falsche Bahn gerät. Das Bad bleibt liegen. Ihre Anerkennung: Geschimpfe, weil das Bad nicht geputzt ist. Daß das Kind später keine Drogen nimmt, gilt als selbstverständlich.

Zugegeben, drastisches Beispiel. Aber eines, das zeigt, daß ein gewisses Vertrauen, daß es seine Richtigkeit haben kann, daß das Bad nicht geputzt ist, durchaus berechtigt ist.

Keine Ausrede oder Entschuldigung für jeden Tag, klar. Kein Grund, den ganzen Tag vorm Fernseher zu liegen und dem Mann doppelte Arbeit abzuverlangen, klar.

Aber zum Thema: Deine Frau braucht Hilfe, insofern stellt sich die Frage nach der Gerechtigkeit der Arbeitsverteilung gar nicht. Wenn sie ein Bein gebrochen hätte, würdest du auch den Haushalt machen nach der Arbeit, würdest du evtl. eine Haushaltshilfe engagieren, würde sie Hilfe und Verständnis von Nachbarn und Bekannten bekommen.

Seelische Erkrankungen bekommen leider nicht die gleiche Anerkennung.

Nun, du bist seelisch auch nicht fit, wie du schreibst, insofern braucht ihr beide Hilfe. An eurer Stelle würde ich als erster Schritt die Bude einigermaßen vorzeigar machen, während deine Frau noch in der Kur ist. Dann in dem Maße, wie ihr es euch leisten könnt, eine Haushaltshilfe engagieren, damit ihr den Kopf freier habt. Dann Hilfe suchen. Hier im Messieforum, in einer Selbsthilfegruppe und in einer Paartherapie.

Der Weg wird nicht leicht, aber wenn die Beziehung noch stimmt, lohnt es sich.

Wie wäre es, wenn deine Frau auch arbeiten gehen würde? Ich bin sicher, einiges würde dadurch leichter werden.

LG Helga-Maria


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