Re: Wohngemeinschaft mit Kids - ein Trauerspiel? (Allgemein)

Plüschdingens, Donnerstag, 25.09.2008, 09:44 (vor 5724 Tagen) @ Fatima

Hallo

Notfalls auch mit Erpressung oder Strafe.

°°Und das finde ich in Ordnung! Wenn es anders nicht klappt, dann eben so. Wir könnten es auch 'Abmahnung' nennen . . .

Ein Vermieter dürfte das auch nicht. Nur wenn die Bausubstanz beschädigt wird. Die Wirkung von Erpressung reicht genau bis zu dem Moment, wo das Kind das Haus verlässt. Es ist aber eine ziemlich zuverlässige Methode, um ein eigenes positives Gefühl zu dem durch Erpressung erreichten Ziel zu verhindern. So kann z. B. die erpresste Ordnung für die nächste Messiegeneration sorgen. Denn Ordnung ist dann fest mit der Erinnerung an Druck und Erpessung verknüpft.

"Wenn ich der Großen sage: Mir ist wichtig, dass du dich in deinem Zimmer wohlfühlen kannst." und "Ich möchte nicht, dass deine Freunde schlecht über dich reden, nachdem sie dein Zimmer gesehen haben." und "Ich wünsche dir, dass du deine Freunde einladen kannst, sooft es dir gefällt." führt das eher zu spontanen Aufräumaktionen als die Sanktionen meines GöGa: "Wenn das KiZi bis zum Wochenende nicht aufgeräumt ist, darfst du nicht ausgehen." oder "Solange das KiZi so aussieht, bekommst du kein Taschengeld."

°°Hab ich auch schon alles durch. Ich bekomme dann zu hören: "Ich fühl mich wohl so wie es ist" - "meinen Freunden ist egal, wie mein Zimmer aussieht" (auerdem geht sie mit denen dann ins Wo- bzw. Esszimmer).
Die Sache mit dem Taschengeld zieht viel besser.

Voerst, aber unter Umständen mit schädlicher Langzeitwirkung. Denn das ändert ja nichts daran, dass Dein Sprössling sich anders wohl fühlen würde, also nur wegen der Sanktionen und für dich aufräumt. Woher soll denn dann das eigene Interesse für eine Ordnung kommen? Und wie soll jemand feststellen, welche Art Ordnung für ihn die richtige ist, wenn er sich nur an den Wünschen anderer zu orientieren hatte?

Neulich sagte sie mir ganz traurig: "Eigentlich wollte ich schon lange wieder aufgeräumt haben. Aber dann denkt 'der Alte', dass er mit seinen Scheiß-Erpresser-Methoden Erfolg gehabt hätte. Und das will ich auf gar keinen Fall!!!

Dabei finde ich es viel schöner, wenn es aufgeräumt ist." Darin habe ich mich sehr erkannt. Dieser kindische Trotz ist sozusagen der giftige Kern meiner selbstzerstörerischen Verhaltensweisen. Meinen Einwand "Ich will nicht, dass du so abfällig über Papa redest." tat sie mit einem traurigen "Ich wünschte, er würde sich nicht wie ein Arschloch benehmen, dann könnte ich ihm zeigen, dass ich ihn noch lieb habe. Im Moment kann ich das nicht." ab.

°° Aha. und wer erzieht hier wen? Ist das keine Erpressung, wenn ein Kind seinem Vater nicht zeigen will, dass es ihn lieb hat, nur weil Forderungen hat, die zum allgemeinen Hausfrieden beitragen würden? Das ist EMOTIONALE Erpressung - das finde ich persönlich schlimmer, als die Spielchen, die Eltern treiben, um ihre Kinder zur Arbeit zu bewegen.

Ich glaube, du hast das Grundprinzip der Erpressung nicht verstanden. Die setzt voraus, dass der andere davon weiß und dass ihn das stört. Was dieses Mädchen macht ist, einfach die Konsequenz zu ziehen, auch wenn es dabei selber Schaden nimmt. Ich finde es verständlich, dass man jemanden, der sich so verhält, nicht noch belohnen will. Nur weil die Erpressung hier mit einem Erziehungsauftrag abgesichert wird, wird sie nicht besser. Vielleicht wäre es allerdings gut, wenn er wüsste, was er mit seinem Verhalten anrichtet. Denn offenbar ist ja die andere Methode wirksamer.
Es kann sicher Fälle geben, in denen man aus einer Art Notwehrsituation heraus zu solchen Druckmethoden greift. Aber normalerweise ist eine positive Motivation langfristig besser. Und KOnsequenzen, also logische Folgen, sind sinnvoller als irgendwelche Maßnahmen, die mit der Sache an sich nichts zu tun haben.>

>Natürlich[/b] hat man(ich/wir), als sie noch kleiner waren das Aufräumen

spielerisch eingeübt.[/i]

Ja?!?! Hast du das wirklich konsequent getan? Ich nicht.

°° Hm, sie hat's gelernt - im Montessori-KiGa wurde jeden Tag aufgeräumt. Aber zu Hause hatte ich immer Mitleid, wenn was Gebautes stehen bleiben sollte. Ich weiß noch zu gut wie es war, wenn man heimkommt und alles ist futsch.
Aber das war wohl ein Fehler . . . weil man den Überblick verliert.

Nein, das war sicher kein Fehler. Wenn einem das, was man errichtet hat, immer wieder weggenommen wird, lässt man es irgendwann. Es gibt Kinder, die müssen immer abends allen Legokram wegräumen. Da lohnt es dann oft nicht, eine Stunde vorher noch anzufangen, weil man ja alles auseinanderreißen müsste, ehe man richtig fertig ist. Also hängen sie rum und quängeln. Als Erwachsener kann man auch nicht immer alles abends eintüten. Es sei denn, man hat einen Job mit kurzen Arbeitsabschnitten. Sinnvoller ist es doch, den Umgang damit zu lernen, also den richtigen "Parkplatz" für die angefangenen Dinge zu finden, so dass man am nächsten Tag weitermachen kann.

>>Mir persönlich ist die Be-Ziehung zu meinen Kindern wichtiger als deren Er-Ziehung.
>Erziehung schließt eine positive Beziehung zu den Kindern nicht aus.

Ich finde: ganz im Gegenteil.[/i]

°° MIR ist am wichtigsten, dass meine Tochter sich nicht durch unnötige Schlamperei ihre Zukunft verbaut oder versaut. Das ist mir wichtiger, als eine friedliche Beziehung! Dafür ziehe ich in den Kampf! Denn ich bin meinen Eltern heute noch bitterböse weil ihnen meine Zukunft *chei*egal war.

Die Frage ist, ob du ihr dadurch nicht teilweise viel wichtigere Dinge verbaust als den Job. Ich habe jedenfalls weder vergessen noch vergeben, denn ich weiß inzwischen, dass genau diese tolle "Erziehung" einen großen Teil meiner Probleme gefördert hat. Es nützt gar nichts, dass es gut gemeint war, die Folgen bei mir, die Verletzungen, die Narben, DAS ist es, was mich heute belastet.

Sehe ich nicht so. Ich ringe darum, meine eigenen unzulänglichen Verhaltensweisen zzu ändern und weiß, dass in diesem Ringen ebensosehr ein Rollenmodell bin, wie in allen anderen Dingen. Allerdings kann ich nicht beeinflussen, in welchen Bereichen ich als positves Vorbild oder als abschreckendes Beispiel von meinen Kindern genutzt werde.

°°Dieses Ringen kann als Unsicherheit ausgelegt und ausgenutzt werden. Hab ich am eigenen Leib vielfach erlebt.

Meine Güte, hast du Raubtiere zuhause und eine Dompteurausbildung alter Art?
Wenn man unsicher ist, ist man es. Dann kann man darüber reden. Das ist viel sinnvoller, als seinen Kindern irgendwas vorzumachen.

>Ansonsten ist es mir egal, ob meine Tochter ihr Bett macht

°° Betten machen vor Verlassen des Hauses ist bei uns absolutes MUST BE. Ein gemachtes Bett wirkt in einem Chaoszimmer wie eine blank geputzte Spüle in der Küche. . . .

>Ideal wäre es GEMEINSAM ein wohnliches zu Hause zu schaffen.

Jeder in Eigenverantwortung und Rücksichtnahme, Respekt für den anderen. [/i]

°°Schöne Vorstellung - wenn da nicht ein Rudel Schweinehunde mit unterschiedlichen Besitzern wäre . . . .
°°Mittlerweile bin aber egoistischer geworden. Ich werde hier noch wesentlich länger wohnen als meine Tochter - also kann ich erwarten, dass sie ihr Zimmer pfleglich behandelt. So wie sie eine Mietwohnung pfleglich behandeln müsste, um keinen Ärger zu bekommen.

Bei einer Mietwohnung müsste sie nur die Bausubstanz unbeschädigt lassen, Gefährdungen anderer Mieter vermeiden und Ungeziefer in Schach halten. Alles andere ginge den Vermieter einfach nichts an.

Plüschdingens


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