Re: Mein Mann ist Messie (Angehörige)

Rennie, Sonntag, 12.01.2003, 12:10 (vor 7768 Tagen) @ Ulla

Ich habe das Problem und auch das Wort "Messie" schon bei einer Paartherapeutin angesprochen, aber merkwürdigerweise reagierte sie nicht darauf, sie schien den Begriff nicht ernst zu nehmen.

Die Beobachtung habe ich auch schon gemacht, daß etliche Therapeuten mit dem Begriff (und möglicherweise auch mit dem Phänomen) nichts bis wenig anfangen können. Erst eine Umschreibung "wie Vermüllungssyndom, aber nicht ganz so schlimm" bis "sich selbst nicht strukturieren zu können" brachte ein Lichtlein des Verständnisses in die Augen des Gegenübers. Ich schließe daraus, daß es nicht als eigenständiges Leiden betrachtet wird. Ich vermute, daß es als ein Symptom von vielen gilt von anderen Leiden wie z.B. Depression.


Auch der Begriff "Messie" ist nicht gefallen. Ist dieser Begriff in Fachkreisen überhaupt anerkannt?

Es gibt hier einen Artikel, der m.E. das Phänomen und den gegenwärtigen Stand der Erkenntnis sehr treffend beschreibt.
http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/SUCHT/Messie.shtml

Durch die Störung meines Mannes leben wir in einer dauernden Anspannung, die sich schädlich auf Ehe, Familie und Gesundheit auswirkt.

Du bist ja bereits sehr gut informiert über die Möglichkeiten, die offenstehen, von Eheberatung bis Therapie. Wie sieht das denn Dein Mann, erkennt er das Problem als seines an, leidet er selbst darunter? Oder geht er "nur" Dir zuliebe zum Verhaltenstherapeuten? Denn um etwas zu verändern, muß ja Selbsterkenntnis, Leidensdruck und der Wille zur Veränderung vorliegen.

Wer kann mir Tips geben? Ich bin froh um Antworten, da ich sonst keine Messies und ihre Angehörigen kenne.

Tips fallen mir jetzt keine ein, leider ... Dein Mann muß etwas verändern wollen. Ich denke aber, daß Ihr mit der Paar-Therapie schon auf dem richtigen Wege seid.


Auf dieses Link bist Du bei Deinen Recherchen vielleicht auch schon gestoßen?
http://members.aol.com/messies/fangeh.html


Ich weiß ja selbst, dass man dieses Problem am liebsten vor Verwandten und Bekannten verschweigt, und so habe ich bisher niemanden zum Reden, der dieses Problem selbst kennt.

Wie geht Ihr im Freundes-/Bekanntenkreis damit um? Ich nehme an, daß Du immer dafür sorgst, daß es gut aussieht, sodaß niemand auf die Idee kommt, daß da ein Messie-Problem vorliegt? Und Dich davon allmählig überfordert fühlst?

War es eigentlich immer so (denn Eure Ehe währt ja wohl schon 15+ Jahre?), und Du fühlst Dich jetzt erst damit überfordert? Was hat sich für Dich verändert?
Oder hat sich die Problemzone erst im Laufe der Jahre entwickelt? Was könnte dann der Grund dafür sein?


Nur als Denkanstoß: könntest Du Dir vorstellen, nicht mehr so verzweifelt gegen seine Chaostendenzen anzuarbeiten, sondern eine lockerere Haltung einzunehmen, und auch ein Stück auf ihn zuzugehen? In Konflikten ist es oft so, daß beide Seiten sich immer mehr verhärten und die Situation eskaliert. Druck erzeugt Gegendruck.
Zur De-Eskalation ist es dann hilfreich, innerlich mal eine andere Haltung einzunehmen, d.h. zu versuchen, sich ehrlich (!) und aufrichtig (!) in den anderen hineinzudenken. Und sei es nur im stillen Kämmerlein, probehalber, Du mußt es ihm ja nicht gleich sagen ;-). Nach meiner Erfahrung entspannt das oftmals die Situation, denn Dein Gegenüber spürt das Nachlassen des Drucks bei Dir, und kann dann auch mit dem Gegendruck nachlassen. Das öffnet den Weg für Kompromisse.

Ich weiß zuwenig über Eure Situation, vielleicht kannst Du mit dem Denkanstoß was anfangen.
Es wäre auch sehr interessant, wenn Du zurückkämest, um über den Fortgang Deiner Bemühungen hier berichtest.

Viel Erfolg,
Rennie


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