Re: @Claudia: Mein Mann ist Messie (Angehörige)

claudia, Dienstag, 13.05.2003, 23:00 (vor 7653 Tagen) @ Andi

Hallo Andi,

als ich deinen Beitag las, musste ich lachen. Wegen der vielen Parallelen zum Verhalten meines Mannes und meiner eigenen Situation. (Humor hilft manchmal - aber leider immer nur vorübergehend!) Wir bauen schon seit 10 Jahren, aber ein Ende ist nicht in Sicht.
Die "Jungs" sind ja auch Klasse im Argumentieren und sich selbst was vormachen, obwohl sie schon wissen, dass es nicht so klappt, wie erwünscht.
Ich mache das Ganze schon 25 Jahre mit. (Früher waren die Symtome nicht ganz so ausgeprägt.)
Wir haben das Haus schon länger in Räume für die Familie aufgeteilt (die ich ordentlich und sauber halte) und dann gibt es noch für meinen Mann Räume. Dann muss ich sehr konsequent sein und "Übergriffe" auf unsere Zimmer zu verhindern. Z. B. ist die Waschküche mein Areal und er lagert nun mehrere verschiedene Säcke Zement darin. Meine Aufforderung, sie wegzuräumen hat er natürlich ignoriert und viele Ausreden gefunden. Werde ich massiver, wird er stinksauer.
Was auch mir sehr zu denken gibt, sind die Kinder:
- sie wachsen bei Eltern auf, die extrem häufig streiten
- sie sehen irgendwann, dass mit ihrem Vater was nicht stimmt
- sie sind jeden Tag mit dem Chaos konfrontiert
- die Zukunftsplanung ihrer Eltern funktioniert nicht wie bei andern
Eltern
- hier im Forum schreiben mehr Kinder von Messies, als Partner (sind
wahrscheinlich schon lange geflohen) und fühlen sich für ihr Messie-
Elternteil verantwortlich und schämen sich.

Die andere Seite ist, 3 Kinder alleine zu erziehen und sie einer Scheidung auszusetzen. Was ist schlimmer?
Leider hat noch keiner hier geschrieben, dass sich sein Messie-Partner durch irgendwelche Maßnahmen gebessert hat.
Sehr konstruktiv ist mein Beitrag nicht, aber mir hilft dieser Austausch, um manches etwas klarer zu sehen.

Grüße von Claudi

Hallo,
ich habe mit Interesse Eure Beiträge gelesen. Endlich finde ich auch Angehörige von Messies. Wie es aussieht, ist mein Mann auch Messie, zusätzlich mit workaholicersymptomen. Im Haushalt bin ich diejenige, die ihm alles wegräumt und versucht Ordnung zu halten. Bevor ich ihn kennenlernte: Geschirrtürme in der Spüle, verschimmeltes Geschirr, Schränke leer, alles wurde irgendwo abgestellt, ein Motorrad zum reparieren (Motor ausgebaut, Motorteile einzeln neben der Maschine)im Wohnzimmer! Er hatte seine Ausreden, hätte viele Schulden, müsse viel arbeiten, hätte jetzt gerade keine Zeit zum Aufräumen. Ich war damals noch zu blauäugig. Mitlerweile mache ich sein Chaos 10 Jahre mit, 3 Kinder sind in der Zwischenzeit da, wir alle leiden unter seinem Chaos. Dann hat er eine Sammelleidenschaft für Maschinen (Unimogs, Motorräder, Drehbänke, Säulenbohrmaschinen, Steinsägen etc.), die 1000 DM Anschaffungspreis nie unterschreiten, alt und defekt sind, die er reparieren muß, aber nie Zeit dazu hat. Das sammelt sich im Garten.
Hinzu kommt auch seine Unkoordiniertheit im Arbeitsbereich oder Zukunftsplanung. Er beginnt Arbeiten, (reißt z.B. Mauern im Haus ein, um Räume zu vergrößern) die dann aber nie vollendet werden, oder will noch ein Studium anfangen, obwohl die finanzielle Lage nicht rosig aussieht und er etliche Baustellen hat, die er erst beenden müßte.
Ich versuche nun, mich aus diesem Sog zu entziehen, mein Wunsch ist aber, die Familie zu erhalten. Die Kinder leiden unter dieser Situation erheblich. Weggehen ist keine Lösung, das habe ich auch schon versucht. Mir ist klar geworden, daß ich auch lange beigetragen habe, sein System zu erhalten. Ich habe immer wieder ihm hinterher geräumt, bei seinen sinnlosen Arbeiten mitgeholfen, damit die Stimmung in der Familie nicht unter den Nullpunkt fällt. Je mehr ich von meiner Meinung ihm mitteile, mehr von meinen Wünschen und Bedürfnissen an ein Familienleben einbringe, um so mehr eskaliert die Situation. Leidtragende sind vor allem die Kinder, ich fühle mich dann verantwortlich. Einsicht ist bei ihm nicht zu erwarten, er ist von sich überzeugt, in seinen Augen bin ich die Nervenschwache, das "Weichei".
Für Kontakte und Austausch im Umgang mit angehörigen Messies bin ich dankbar, da in unserer Gegend zu diesem Thema selbst Leute vom Gesundheitsamt ratlos waren.
Gruß Andi


gesamter Thread:

 

powered by my little forum