@Claudia: Mein Mann ist Messie (Angehörige)

Ulla, Mittwoch, 07.05.2003, 12:25 (vor 7660 Tagen) @ claudia

Liebe Claudia,

ich bin froh, dass du dich gemeldet hast, da wir sicherlich ganz ähnliche Probleme haben.

Ich habe mich schon vor längerem emotional zurückgezogen, wäre auch gerne weggezogen, um wieder atmen zu können und ein normales Leben ohne Stress und Streit zu führen. (Nach diesen langen Jahren weiß ich eigentlich gar nicht mehr, was ein "normales" Leben ist!!)

Diese Gefühle kenne ich auch nur zu gut. Ein bisschen besser geht es mir, seit ich mehr über diese Störung "Messie" weiß und auch erkenne, dass mein Mann nicht mit Absicht und um mich zu ärgern unseren gemeinsamen Wohnraum zustellen will, sondern weil er eine Krankheit hat. Gegen diese anzukämpfen, ist allerdings stressig! Einerseits will ich ein gewisses Verständnis haben und ihm helfen, andererseits muss ich mein eigenes Bedürfnis und das der Kinder nach einem einigermaßen wohnlichen Zuhause gegen ihn verteidigen. Die Auseinandersetzungen darüber arten schnell in eheliche Machtkämpfe aus, die Stimmung sinkt unter Null, usw., usw. Angehörige können keine Therapeuten sein.

- Nützen Therapie und/oder Besuch einer Selbsthilfegruppe tatsächlich, wenn der Betroffene etwas ändern möchte?

Es ist schwierig, einen guten Therapeuten zu finden, auch mein Mann hat nach ein paar Gesprächen einen Therapieversuch abgebrochen und macht im Moment keine Versuche, jemand anderen zu finden. In deinem Wohngebiet kenne ich mich leider nicht aus und kann dir niemanden empfehlen. Eine Selbsthilfegruppe könnte dein Mann über das Landratsamt finden, in dem es sicher eine Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen gibt. So eine Gruppe bringt aber erst dann was, wenn jemand wirklich bereit ist, über sein Problem zu reden und sich mit anderen auszutauschen. Auf diesem Gebiet haben wir leider keine Erfahrungen.

Doch leider ist Ausziehen nicht möglich, da das Haus aus den bekannten Gründen nicht verkäuflich ist. Nun schwebt mir eine räumliche Trennung in Form einer Einliegerwohnung für meinen Mann vor.

Solche Gedanken haben wir uns auch schon gemacht, nämlich die Bereiche von meinem Mann einerseits und der Familie andererseits unter einem Dach zu trennen. So eine räumliche Aufteilung ist das Eingeständnis, dass das Zusammenleben, wie es mal geplant war, nicht klappt, und das ist uns beiden nicht leichtgefallen. Bei uns sieht das so aus, dass mein Mann seinen Krempel auf einen eigenen (großen) Raum und einen eigenen Kellerraum begrenzen muss, in den anderen Räumen muss er unsere Bedürfnisse nach Bewohnbarkeit respektieren. Theoretisch sind auch alle damit einverstanden, mit der Umsetzung hapert es allerdings noch.
Im Augenblick befinden wir uns auf einem mühevollen, von Kompromissen und ständigem Aufschieben der notwendigen Schritte geprägten Weg. Aber der ist besser als der Zustand vorher, als wir nur noch gestritten haben. Ein Ziel vor Augen ist allemal besser. Deshalb kann ich dich nur bestärken, diesen Plan weiter zu verfolgen.

Noch ein Tip: Gib deinem Mann die Infos zu lesen, die du aus dem Internet hast, vielleicht kann ihm das helfen, Hilfe zu suchen. Und vor allem sollte ihm klar sein, was er seiner Familie zumutet. Dann ist ein Gespräch darüber leichter.

Bleib am Ball, liebe Claudia!
Wenn du willst, gib doch mal deine Email-Adresse an, vielleicht können wir uns mal mailen!

Grüße
Ulla


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