Im Nachhinein... (Angehörige)

Anneliese, Donnerstag, 22.05.2003, 09:49 (vor 7643 Tagen) @ The Outcast

....wird mir immer mehr bewußt, wie meine Familie gelitten haben muss....aber bei mir war der Vorteil, dass ich e i n s i c h t i g war und mich nicht nur einer jahrelangen Therapie unterzog, sondern auch verschiedene "Trainer" engagierte, die in regelmäßigen Abständen zu mir nach Hause kamen und mir Schritt für Schritt weiterhalfen.

Als ehemaliger Messie ......nein...der Begriff MESSIE wirkt auf mich auch jetzt noch im sogenannten "trockenen" Zustand wie eine sich nach unten drehende Spirale.......deshalb hab ich eine neue "Schublade" für mich gefunden und so sehe ich mich inzwischen als eine nicht mehr störenwollende aber weiterhin chaosbrauchende und doch auch ordnungsliebende Lebenskünstlerin....und als diese bin ich meiner Familie unbeschreiblich dankbar für ihre jahrelange Geduld........und dass es keine Zwangsräumung gegeben hat........Nicht auszudenken....was da mit mir passieren hätte können........wo ich heute wäre...
Ein Messie führt ein Doppelleben....weil er trotz seiner fallweise perfektionistischen Aufräumattacken unter seiner immer wieder hereinbrechenden Unordnung leidet.......und schämt sich bis in die Knochen.......wenn Besuch kommt.

Seitdem ich dieses entsetzlich anstrengende Doppelleben nicht mehr führe , Rücksicht nehmen gelernt habe und nebenbei weiterhin meinen abgegrenzten Chaosbereich kompromissbereit genießen darf , fühle ich mich endlich mit meinen doch schon 47 Jahren der Erwachsenenwelt zugehörig , wobei ich offen zugebe,zu meinem Inneres Kind auf einer anderen Ebene gefunden zu haben mit neuentdeckter Lebensfreude , Wahrhaftigkeit und Kreativität.

Genauso wie großzügige Ordnung............ brauche ich...........begrenztes Chaos.......um das Wissen um die Not auf dieser Welt aushalten zu können.

An alle Nichtmessies.......Bei meinem Versuch, mich in eure zermürbendqualvolle Wohnsituation hineinzuverstzen ,wird mir ganz mulmig zumute und ich bedaure euch durch und durch ....... A B E R T R O T Z DE M :Zwangsräumung ist eine kurzfristige Lösung .....und was kommt danach?

Wie schmerzvoll wurde mir bewußt, was ich füher meiner Familie angetan und zugemutet habe....Die Vergangenheit kann ich nicht mehr ungeschehen machen und doch wurde mir vergeben...und dieses Glück weiß ich sehr zu schätzen....noch dazu , weil ich bereits auf dem Weg bin, mir selbst meine früheren dominierenden Rücksichtslosigkeiten zu vergeben.

Solange ein Messie n u r um sich kreist und ihm nicht b e w u ß t wird, wie sehr er seine Angehörigen stört, erzeugt jeder Druck einen umso größeren Gegendruck.....
Auch Raucher können sich oft nicht vorstellen, dass Nichtraucher mitten in ihrem Qualm alle Zustände bekommen......nur keine guten.

Eine Radikalräumung ist nur dann langfristig sinnvoll, wenn die Betroffenen einsichtig zustimmen und nachher zu kompromissbereiten Verhandlungen und Abgrenzungen bereit sind.

Ich weiß leider kein "Patentrezept" anzubieten.......außer im schlimmsten Fall
die Flucht zu ergreifen.

Anneliese..
.die sich überhaupt nicht erklären kann, w a r u m Erwachsene einen Gegenstand, den sie hergeräumt haben, nicht aufräumen können....das lernt man ja schon im Kindergarten........aber Wissenschaftler bemühen sich bereits um Antworten..


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