Re: Extremfall?! (Angehörige)

Bea, Dienstag, 16.11.2004, 13:34 (vor 7099 Tagen) @ Merlin

Variante 1 und Variante 2
Dein Problem ist so einfach, daß Du es heute hier und jetzt angehen kannst:
Variante 1 für DICH:
Du machst weiter wie bisher, vielleicht nur noch 10, vielleicht noch 20 Jahre, diskutierst wegen jedem alten Topf oder Zeitschrift aus den späten 70igern herum, versuchst mit Streitereien und Widerständen Deine Sommertage zu verbringen und fährst Sonntagabends erschöpft wieder zurück. Deine Mutter hat aus Gründen, die jahre- oder jahrzehntelang zurückliegen ein inneres Chaos, welches sie nach außen jedes Wochenende an Dir projizieren kann. Mit 69 hat sie keine Lust ihr Weltbild ändern wollen, daher ist sehr gelegen, daß sie Dich - Woche für Woche - als schuldig an ihrem Chaos hinstellen kann. Deine Versuche Ordnung zu schaffen scheitern mit schöner Regelmäßigkeit an ihrer betonierter Eigensinnigkeit, das Chaos NICHT zu verändern. Die Sachen in Glas, Papier, Metall und Restmüll zu trennen findest Du überaus mühsam, besonders weil bei jedem Stück noch stundenlang herumdiskutiert wird. Außerdem findest Du selbst als leichter Messie, daß man durchaus zwei Bügeleisen brauchen könnte (wiewohl Deine Mutter auf fünf beharrt)(ein Normalo braucht ein Bügeleisen, ein echter Profi keins, aber das ist eine andere Geschichte).
Nach nur zwei Jahren und in etwa hundert verpatzten Wochenenden hast Du zwar bereits einige Zimmer aufräumen können, die werden aber aus bisher ungeklärter Ursache wieder vollgeräumt worden sein.
Variante 2 für DICH:
Du investierst 22 Euro in Deine Zukunft und läßt Dir das Buch "Verstrickt in die Probleme anderer" von Pia Mellody per Postversand zusenden, entdeckst, daß Du etwas Co-Dependentes in Dir hast (nona bei dem Umfeld !).
Du nutzt Deine Wochenenden und fährst nach Colmar, Freiburg oder Basel; im Urlaub fährst Du ans Meer.
Du sparst Dir die 150 km Benzin hin und retour und findest langsam Energien ein eigenes Leben zu führen mit Freunden und Bekannten. Plötzlich hast Du auch mehr Freude Dich um die Mädels, die laufend rund um Dich auftauchen, zu kümmern. Deine Mutter versucht zwar wiederholt Dich zu kontaktieren, doch Du hast gelernt gesunde Grenzen zu ziehen und Du siehst Deine Eltern siebenmal im Jahr (zu Weihnachten übrigens nicht) auf etwa zwei Stunden auf einen kleinen Ausflug (das genügt, findest Du). Außerdem merkst Du, daß Dich die ewigen Geschichten sowieso immer weniger interessieren. Irgendwann läßt Du eine Entrümpelungsfirma mit einem Lastzug aufmarschieren, die Kosten kannst Du aufgrund Deines beruflichen Erfolges locker verschmerzen.
Where do you want to go today ?
Herzliche Grüße
Merlin

PS: ich habe noch einige andere Zeilen vorbereitet, (nicht so überspitzt formuliert und mit Erklärungen), aber vorher möche ich lesen, was Ihr (Messies und Angehörige von Messies, vielleicht gibts sogar einen echten Nichtmessie darunter) dazu sagt ?


Hallo Merlin,

ich bin gestern zum ersten Mal hier gelandet, habe auch etwas gepostet, bevor ich merkte, dass alle Antworten, die ich suchte, hier Stück für Stück zu finden sind. Vielen Dank für ein weiteres wesentliches Puzzleteil. Ich bin nur Angehöriger, verliere aber nach 7 Jahren derart den Boden unter den Füßen, dass ich jetzt kurz vor dem eigenen Untergang die Notbremse ziehen werde. Ich entscheide mich für ein Leben ohne Chaos und damit ohne meinen Freund. So leid es mir für ihn tut. Das nennt man Notwehr oder Selbsterhaltung. LG Bea


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