Keine Willensschwäche! ((M)Essies)

Helga-Maria, Donnerstag, 30.12.2004, 00:18 (vor 7067 Tagen) @ Krimhild

Hallo Krimhild,

Dass auch einfache Kohlenhydrate süchtig verzehrt werden können, sofern sie auf einen insoweit suchtgeneigten Menschen "treffen", habe ich nie in Frage gestellt. Aber ebenso wie Alkohol ist auch Zucker bei Menschen, die keine Suchtdisposition in dieser Hinsicht haben, in geringen Dosen absolut ungefährlich.


Hm, das sehe ich anders. Wer, sagen wir mal, einmal im Monat Alkohol oder Zucker zu sich nimmt, ist gewiß nicht gefährdet. Wer allerdings aus welchem Grund auch immer regelmäßig davon verzehrt, wird meiner Erfahrung nach auf jeden Fall süchtig. Bitte schön, sag doch mal einem Gewohnheitstrinker, er solle aufhören, er wird dies ablehnen mit den Worten, daß er ja nicht abhängig sei und jederzeit aufhören könnte, wenn er nur wollte. Aber er will ja nicht, so seine Meinung.

Mit dem Zucker ist das noch schwieriger: ich möchte behaupten, 99,99% der Bundesdeutschen sind zuckerabhängig. Aus Gewohnheit, weil sie schon als Kind Süßes bekommen haben, weil alle es tun und weil es fast kein Lebensmittel mehr ohne Zuckerzusatz gibt. Sucht bemerkst Du erst, wenn Du versuchst, damit aufzuhören.

Bitte, versuch's doch mal, liebe Krimhild! Ab morgen lebe bitte für 4 Wochen ohne Zucker! Aber nicht fuschen, auch keine Lebensmittel mit Zuckerstoffen, bitte auch keine Ersatzdroge Süßstoff, ganz zuckerfrei bitte!

Traust Du Dir es zu? Klar doch, Duuuu bist ja nicht süchtig, Duuuu bist ja nicht "suchtgeneigt", bitte, warum tust Du es dann nicht? Weil Du nicht willst? Glaub mir, Du tust Deinem Körper nichts Schädliches an, wenn Du ab morgen für 4 Wochen auf Zucker und Zuckerstoffe verzichtest. Also warum willst Du dann nicht?

Ich fordere Dich heraus! Ich mache dieses Experiment seit 5 Wochen. Also, bist Du etwa willensschwächer als ich? Doch wohl kaum, oder? Tu es und Du wirst feststellen, daß es nichts, aber auch gar nichts mit Durchhaltevermögen und Willensstärke zu tun hat, sondern rein körperlich ist. Schlumfine hatte den Entzug schon hinter sich, sie hatte von körperlichen Symtomen berichtet, genau diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Ich hatte tagelang Kopfschmerzen, woran lag das wohl? Daran, daß ich plötzlich mehr Obst und Gemüse aß? Wohl kaum. Kaum war der Entzug vorbei, hatte ich auch kein Bedürfnis mehr nach Zuckerprodukten.

Zugegeben, die Seele spielt schon ein wenig mit. Vor ein paar Tagen wäre ich fast schwach geworden. Aber warum? Weil ich zur Weihnachtszeit gewisse Süßigkeiten mit angenehmen Erinnerungen aus der Kindheit verbinde. So wie Schlumfine die von ihrer Mutter liebevoll gebackenen Plätzchen mit mütterlicher Liebe verbindet. Menschlich. Viele von uns hatten eine Mutter oder Großmutter, die sogar beleidigt gewesen wäre, wenn wir den Teller nicht leer gemacht hätten. Ja, der Spruch, Liebe geht durch den Magen, ist wahrer als man denkt.

Schließlich wirken sie bei Dir Deiner Meinung nach sofort suchtauslösend und zwar so, dass Du keine Chance mehr gegen sie zu haben glaubst, weil Du das Gefühl hast, mit dem Konsum von Zucker u.ä. MUSST Du zurück in die Eßsucht rutschen. Du hättest dann, so wie Du es schilderst, überhaupt keine Wahl mehr, sondern wärest dem Zucker hilflos ausgeliefert und müßtest dann immer weiter und immer mehr (fr)essen bis... ja, bis wann eigentlich??


Warum so viel "Deiner Meinung nach" und die ganzen Konjunktive? Glaubst Du Schlumfine nicht? Nimmst Du sie nicht ernst? Ersetz doch bitte mal den Begriff "Zucker" durch "Alkohol", würdest Du dasselbe einem Alkoholiker sagen, der gerade nach langer Abstinenz ein "Mon chérie" gegessen hat?

Schlumpfine, Du erscheinst als eine sehr kompetente, intelligente und starke Frau in diesem Forum. Du kannst "damit" aufhören. Du kannst diese Phase jetzt beenden, sofort. Nur eine Frage: WILLST DU???


Mit Willensstärke, liebe Krimhild, kannst Du es schaffen, den ersten Schritt nicht zu machen. Aber ist der erste Schritt erst gemacht, folgt der zweite unweigerlich. Und das hat nichts mit Willensschwäche zu tun. Lies bitte einmal in Schlumfines früheren Postings herum, dann wirst Du feststellen, daß sie es erst geschafft hat, dem Zucker zu entsagen, als ihr bewußt wurde, daß sie keineswegs willensschwach ist, sondern der Zucker und die vielen Weißmehlprodukte in ihr (so wie in allen Menschen!)gewisse Prozesse in Gang gesetzt haben. Erst dann wurde ihr bewußt, daß sie einen Feind hat, den sie nicht verniedlichen darf, wie es die Werbung so gerne tut.

Bitte gib ihr nicht das Gefühl, willensschwach zu sein, das braucht sie jetzt überhaupt nicht!

Gruß,

Helga-Maria


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