Re: Sucht ((M)Essies)

Albatros, Montag, 03.01.2005, 00:41 (vor 7063 Tagen) @ Schlumpfine

Aus solchen Erfahrungen ist der Weg in die Sucht nicht weit.
Der Unterschied kann hauchfein sein. Hier ein Beispiel:
Eine Mutter hat zwei Kinder. Eins braucht sie SOFORT. Das andere muss warten und ist frustriert. Eine Alltagserfahrung.
Die eine Mutter signalisiert (mit Worten und/oder durch ihre Stimmfärbung, ihre Mimik und Gestik) dem Kind, das noch warten muss: "Ich sehe, dass Du unglücklich bist. Ich kann es nicht ändern. Mir ist nicht egal, wie es Dir jetzt geht, auch wenn ich mich jetzt zuerst um deine/n Schwester/Bruder kümmere. Ich sehe Dich und ich liebe Dich."
Die andere Mutter signalisiert (mit Worten und/oder durch ihre Stimmfärbung, ihre Mimik und Gestik) dem Kind, das noch warten muss: "Hör auf mit der Heulerei. Du hast keinen Grund dich aufzuregen. Lass mich in Ruhe! Mir wird das jetzt alles zuviel!! Dein/e Bruder/Schwester verlangt schon mehr von mir, als ich geben kann und will. Ich will gar nicht wissen, wie es Dir jetzt geht, ich will einfach, dass Du SOFORT aufhörst, Lärm zu machen."
Welches Kind behält wohl den Glauben daran, dass seine Bedürfnisse berechtigt sind und dem Leben dienen? Welches Kind wagt auch in Zukunft offen zu zeigen, was es gerade braucht, was es ablehnt, fürchtet oder vermisst?
Welches Kind wird (bei von außen betrachtet, nahezu identischer Behandlung durch die Mutter) lernen, dass sein Schnuller, sein Teddy, seine Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse weder selbst wahrzunehmen, noch sie zu äußern ihm mehr "bringt" als die Wahrnehmung JETZT und HIER dieses oder jenes zu brauchen, zu verabscheuen, zu fürchten oder zu vermissen?
Und welches Kind wird dann als Erwachsener wohl eher in der Lage sein, selbst die Ver-Antwortung für sein eigenes Wohlbefinden zu übernehmen?

Hallo Schlumpfine,

in diesem Zusammenhang, diesem großen Bogen habe ich das noch gar nicht betrachtet.

Aber der Unterschied in dem Beispiel ist gerade NICHT hauchfein, sondern es liegen WELTEN dazwischen. Der Unterschied besteht darin, wie die Botschaft der Mutter beim Kind ankommt: das Kind in der erten Variante erfährt, daß die Mutter ein Problem hat, weil sie eine ICH-Botschaft sendet. Das Kind versteht, daß die Mutter sich nicht um beide Kinder gleichzeitig kümmern kann und wird (zumindest eine Weile) warten können.

Demgegenüber erhält das Kind in der zweiten Variante eine DU-Botschaft, die es zwangsläufig übersetzt in: ICH bin im Weg, ICH bin lästig, ICH bin weniger wert als mein(e) Bruder/Schwester (oder als das Baby). Das sich dann steigert in ein Ich bin NICHTS wert....
Diese Verbindung in, ja, die Art wie mit Kindern umgegangen wird, wie wir überhaupt miteinander umgehen

so, jetzt ist mein Faden gerissen....na ja, viele der Pakete und Päckchen, die wir mit uns rumschleppen und dran zu knacken haben, wurzeln darin.

Leider wissen die wenigsten davon, für vieles muß man Ausbildung und Kurse machen (Führerschein), aber für die Kindererziehung nicht, das kann jeder irgendwie einfach so.... *ha!!*

Eine Bekannte hat mich mal auf die Bücher von Thomas Gordon aufmerksam gemacht, besonders lesenswert: "Familienkonferenz" und "Familienkonferenz in der Praxis". Da arbeitet er u.a. eben diesen wichtigen Unterschied zwischen ICH- und Du-Botschaften heraus.

Ich lese jetzt bewußt nicht noch mal durch, weil ich ins Bett muß, morgen äh, in wenigen Stunden ist die Nacht wieder zuende, wg. Arbeiten gehen.
Wollte trotzdem noch ein gutes Neues Jahr wünschen,

Albatros


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