Re: Wenn Du nur Recht hättest, Helga-Maria! ((M)Essies)

krimhild, Montag, 03.01.2005, 15:23 (vor 7063 Tagen) @ Helga-Maria

...kurze geduldige Entgegnung:

Ooooch, Helga-Maria, hab´ich doch alles schon gemacht.


Tatsächlich?

Auf diese Erwiderung fällt selbst mir nichts Freundliches mehr ein!

Du wirst keinen Ex-Alkoholiker, der rückfällig geworden ist, von seiner Sucht abbringen können, indem Du ihm vor den Kopf knallst, daß er eine Wahl hat. Sicher hat er die. Aber er hat in diesem Moment einfach nicht die Stärke, seine Wahl zu erkennen und anzuwenden. Er ist in diesem Moment nun mal nicht stark, sonst wäre er auch nicht zum Alkohol zurückgekehrt. Durch solche "Belehrungen", wie er Dein Argument sicher auffassen würde, würden eher innere Widerstände in ihm geweckt und/oder er würde sich durch den versteckten Vorwurf, daß er ja nur willensschwach sein, noch mieser fühlen, was ihn eher wieder zur Sucht zurückführen als davon abbringen würde.

1. Ich weise entscheiden zurück, irgendjemanden, der süchtig ist, überhaupt von seiner / ihrer Sucht "abbringen" zu können!

2. Nach meiner Auffassung gibt es keinen "Ex-Alkoholiker", das Suchtgedächtnis läßt leider niemanden im Stich, wäre nett, wenn es mal eine Art "Suchtdemenz" gäbe
3. Ein "nasser" Alkoholiker findet meiner Meinung nach diverseste Gründe, weitersaufen zu können, Schuld sind selbstverständlich erstmal die anderen bzw. die Umstände. Wie gesagt, ich bestreite nicht, dass es gerade beim Alkohol eine körperliche Abhängigkeit und auch Suchtgeneigtheit gibt. Aber Du wirst niemenden dazu bekommen, zu saufen, der das nicht will. Und keiner hört auf, seiner Sucht zu frönen, allein durch äußere Hilfestellungen.

Das ist die seelische Seite. Hinzu kommt noch die körperliche: Sollte es Dir entgangen sein, daß Ex-Alkoholiker, denen heimlich eine geringe Menge Alkohol unter ihr Getränk oder Essen gemischt worden ist und die das nicht bemerkt haben, dennoch wieder süchtig geworden sind?

Aber sicher, denn bei Alkoholikern funktioniert die "biologische Erinnerung" des Gehirns perfekt, ein sicheres Zeichen für stoffgebundene Abhängigkeit.

Hm, ich glaube schon, daß ich Dich verstanden habe: Du willst verhindern, daß Schlumfine sich jetzt mit Berufung auf die Entdeckung ihrer körperlichen Abhängigkeit gehen läßt und sich quasi damit entschuldigt, daß sie ja nicht anders kann, selbst wenn sie wollte, stimmt's?

"Gehen läßt?" Ich finde nicht, dass dieser Ausdruck in der Beschreibung eines subjektiven Suchtrückfalls etwas verloren hat, ebensowenig habe ich und werde ich behaupten, sie habe sich dafür "entschuldigt, dass sie nicht anders kann". Es ging mir darum, deutlich zu machen, dass die Gefühle des Ausgeliefertseins und der Machtlosigkeit nur ebendies sind: GEFÜHLE. Und damit der der persönlichen Analyse zugänglich!

krimhild


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