@ Schlumpfine - ausführliche Antwort zu extremen BMI-Schwankungen ((M)Essies)

Odille, Dienstag, 23.03.2004, 10:32 (vor 7349 Tagen)

Hei liebe Schlumpfine,

verzeih, ich war lang nicht mehr hier und hab erst jetzt Deine Antwort http://f50.parsimony.net/forum202819/messages/1416.htm von weiter unten auf mein altes Posting gelesen. Hier meine ausführliche Antwort an Dich:


Jedenfalls habe ich bisher noch keinen kennengelernt, der "einfach so" zwischen solchen Gewichtsextremen schwankt - ohne dass sein Essverhalten bedenkliche Züge hatte.

"Einfach so" ist das bestimmt auch nicht passiert. Zwischen diesen Extremen BMI's liegen/lagen auch 10/15 Jahre.

Meine jetziges Grundgewicht halte ich seit über anderthalb Jahren, davor hab ich die 17 Kilo mehr, die ich hatte auch einige Jahre gehalten ohne groß ab- oder zuzunehmen. Ich hab mir viel Zeit gelassen, mich mit meiner jetztigen normal-schlanken Figur auch innerlich anzufreunden. Und das ist vermutlich auch der Grund, warum ich sie leichter halten kann.

erblassen) lässt, heisst imvho nicht, dass Dein Essverhalten nicht jederzeit wieder in das eine (hungern) oder andere (überessen) zwanghafte Extrem umschlagen kann.

Nein. Definitiv zum Glück nein. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und wirklich auch sehr hart, auch mit Therapien an mir gearbeitet. Ich hatte keine Probleme mit Essen, ich hatte Probleme, welche ich mit Essen/Nicht-Essen kompensiert habe. Lies einfach mal meinen Beitrag dazu von gestern an Snorkfräulein im Messie-Forum - oder moment - da der in weiten Teilen ja über meine Fastenerfahrungen ging, kopier ich den Abnehmrelevanten Teil mal hier rein:

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Snorkfräulein: Im Essie-Forum hast du schon so lange nicht geschrieben, ich dachte, hier schaust du eher rein!
Stimmt! Gut gedacht, hihi. Weißt Du, Essen und die Beschäftigung damit ist für mich einfach nicht mehr so das Thema. Ich ernähre mich gesund und hab durch meine Abnehmkarriere (ehemals über 100 kilo und Kleidergröße 48/50 bei einer Körpergröße von 172 cm -
heute sehe ich
so aus (*freu* ja, das bin tatsächlich ich ehemals fette sau *grins*) und kann das auch relativ problemlos halten), mach sport und fühle mich eigentlich rundrum wohl.
Die gesunde Ernährung läuft bei mir eher so nebenbei mit, ich ess aber auch mal Kuchen oder Schokolade oder auch mal nen Döner oder Fastfood (eher seltener allerdings, sondern nur, wenn ich wirklich mal Lust darauf hab)- es gibt keine Lebensmittel, die bei mir tabuisiert sind - ich hab eben wirklich das Problem erkannt, daß es nicht am Essen lag, daß ich dick war, sondern daran, daß ich Probleme hatte, die ich mit Essen kompensiert habe. Frustrationsessen oder Stressessen oder Schokoholikeranfälle hab ich nicht mehr und ich halte es auch für falsch, der Essenskontrolle so einen dermaßen großen Raum zu geben, wie es bei manchen Postings drüben so den Eindruck hat (auf mich zumindest).
Schlank werden beginnt im Kopf und mit einer Strategieänderung hinsichtlich des Umgangs mit Problemen. Und wenn man diesen Schritt nicht macht, nützen auch alle ausgefeilten Essenspläne nix, aber auch gar nix. Wenn es mir früher schlecht ging, hab ich ohne nachzudenken mir die Tüte Chips oder das Glas Nutella reingezogen. Wenn ich heute so einen "Anfall" habe, setzt ich mich erst mal hin, denk in Ruhe nach und spüre ich mich rein "was ist schief gelaufen heute, wer hat Dich verletzt oder worüber bist Du so wütend, daß Du die Gefühle nicht zulassen und sie wegfressen willst" - ich mache mir meine schlechten, traurigen oder enttäuschten Gefühle bewußt, lass sie zu - dann brauche ich den falschen Trost durch das Essen auch nicht mehr. Weil die Gefühle sein dürfen, ich sie spüren kann und darf ohne sie betäuben zu müssen. Und wenn ich heute Stress habe, mach ich Sport oder geh raus oder treff mich mit Freunden.

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Mein Eindruck ist: Beim Essen gibt es wenige Dummheiten (Stichwort: Diätwahn, die Du noch nicht ausprobiert hast

Stimmt - aber ich habe diesen langen Weg eben gebraucht, um dahin zu kommen, wo ich heute bin.

Bei mir war es so, dass mir parallel zu der HL- und BB-Verhaltensänderung auffiel, dass mein Essverhalten mindestens so viel Anteil an meinem Unwohlsein hat, wie mein Umgang mit Ordnung und Sauberkeit.

Ich glaube, es geht sowohl bei dem einen, als auch bei dem anderen Problem letztenendes darum, daß man Gefühle kompensiert, anstatt sie auszuleben. Abnehmen und Ordnung beginnen im Kopf und in der Seele. Und wenn es da nicht stimmt, nützen alle Diäten/Ernährungsumstellung und auch alle Großaufräumaktionen nicht das geringste.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich vorbehaltlos für Dich freuen kann, dass Du hierher gefunden hast. Bedeutet es vielleicht, dass Deine Beschäftigung mit dem Mess Deine körperliche Gesundheit und Dein gesundes Esverhalten wieder ins Wanken gebracht hat? Ich hoffe nicht.


*smile* - weißt Du - es war eher umgekehrt: als ich begann, mein essverhalten im Griff zu haben (und nicht es mich), begann auch meine Unordnung schlimmer zu werden, weil ich das essen ja nicht mehr als Kompensation mißbrauchte. Das hat ganz schön gedauert, bis ich darauf gekommen bin. Aber Geduld und liebevolle Annahme gehört sowieso zum Heilungsprogramm, auch bei den Messies.

Für mich freue ich mich sehr, dass Du hierher gefunden hast, liebe Odille und wünsche Dir bzw. uns einen hilfreichen und bereichernden Austausch.

Danke. Ich werd auch wieder öfters reinschauen. Ich mag halt generell diesem ganzen Diätthema nicht mehr den Raum geben bzw. es ist für mich nicht mehr so wichtig wie früher. Aber das hab ich ja oben schon geschrieben.


Mich persönlich würde brennend interessieren, seit wann Du BMI 23 hast und wie Du Dein Gewicht hältst.

BMI 22/23 seit über einem Jahr, ist durchs Rauchen-aufhören wieder etwas hochgegangen und das bekämpf ich grad, aber es sind im Wesentlichen nur 3 bis 5 Kilo, die ich verlieren muss (will natürlich noch ein par Pfund mehr, aber ich glaub, so richtig nötig ist das nicht - ich hör auf, wenn ich mich wieder wohlfühl, ausserdem fang ich grad wieder richtig mit Sport und leichtem Bodybuilding zur Straffung an - da baut man Muskulatur auf und die ist eh schwerer als Fett - vom sklavischen Blick auf die Waage halte ich also nix).

Wie ich mein Gewicht halte? Im Wesentlichen durch die Warhnehmungsverschiebung, die in Bezug auf Essen bei mir stattgefunden hat, ich habs ja oben schon beschrieben. Stress und Frustessen gibts bei mir so gut wie gar nicht mehr.

Ansonsten hab ich die letzten 17 Kilo mit Hilfe der Weight Watchers abgenommen und im Rahmen dieses Programm wirklich gelernt, anders zu essen, zu kochen.

Esse viel frisches, koche mir viel selbst und Hände weg von Conventional Food - also keine Maggi-Fix-Produkte und Fertigessen sowieso kaum. Schmeckt mir mittlerweile auch gar nicht mehr.

Was tust Du, wenn der Diätwahn und/oder Fressdruck wieder versucht, Dein Gehirn zu erweichen?

siehe oben mein kopierter Text. Ich ess nicht mehr sofort, sondern geb den Gefühlen, die diesen Anfall ausgelöst haben, den Raum, sein zu dürfen.

Ich selbst stecke derzeit mitten im Rückfall ins zwanghafte Genesungsschritte und -werkzeuge stehen mir derzeit nur theoretisch zur Verfügung. Praktisch fühle ich mich vollständig blockiert

Das tut mir leid. Hab Geduld. Bei mir hat es auch sehr lange gedauert - ich gehörte zu den "ewigen Moppels" wie ich dachte. Ich hätte nie geglaubt, mal wirklich schlank sein zu können und mein Leben wirklich auch mit Essen geniessen zu können. Aber es geht. Gib nicht auf. Ich bin in der Phase meines größten beginnenden Rückfalls zu Weight-Watchers gegangen, die haben mir sehr geholfen, weil es nämlich nicht nur ums Abnehmen geht, sondern man auch Strategien lernt, anders mit Essen umzugehen.

Solche Phasen kennst Du vermutlich auch - aber mit einem BMI von 23 sind sie bei wohl Vergangenheit und derzeit nicht aktuell.

Gott sei's gedankt. Ne, MIR sei's gedankt. Denn ich hab dafür wirklich hart an mir gearbeitet. An mir persönlich. Und das hat's ausgemacht, ohne meine psychologische Arbeit an mir selbst hätte auch keine Ernährungsumstellung was gebracht.

Und warum beschäftigst Du Dich derzeit wieder so sehr mit Gedanken ans Essen, dass es Dich hier in unsere Runde zieht?

Das ist einfach erklärt - ich hab vor ein par Wochen Mitstreiter für eine Fastenwoche (aus Entschlackungsgründen) im Messie-Forum gesucht, Micha machte mich dann auf dieses Forum hier aufmerksam und meinte, hier hätte ich eher Ansprechpartner gefunden. Generell ist mir hier der Diätwahn ein wenig zu hoch (deswegen hab ich die letzten beiden Wochen hier auch nicht reingeschaut), aber ich verstehs ja aus alten Zeiten bei mir. Aber mit gesunder Ernährung beschäftige ich mich noch immer gern und ich hab schon einige interessante Tipps wie z.B. Kombucha selbst machen etc. hier gelesen.


Ganz liebe Grüße an Dich - fühl Dich mal ganz lieb umarmt - und bitte verzweifle nicht, das hätte ich früher auch fast getan - aber man kann es wirklich schaffen! Halt durch!

Bussi, Odille


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