Super Size ME - Gedanken und Senf (bzw. Ketchup und Mayo) zum Film ((M)Essies)

Prof, Montag, 02.08.2004, 14:04 (vor 7213 Tagen) @ Schlumpfine

Sooooooo ... ich habe den Film jetzt auch gesehen und versuche es kurz zu machen <small>(was mir mislang;)</small>.

//ironie-an
Der Film konfrontierte mich mit uglaublichen Neuigkeiten.
//ironie-aus

Ein Typ, Morgan Spurlock <ul><li>ist anfang dreißig (geboren am 7. November 1970)<li>ist einigermaßen sportlich (jedenfalls ist seine Fitness über dem Durchschnitt) und geht viel zu Fuß<li>ist zwar nicht Veganer, hat aber eine Freundin, die veganische Köchin ist - ißt demzufolge ziemlich viel "gesundes Zeug" (aber klar: nicht ausschließlich)<li>raucht nicht, trinkt sehr wenig, nimmt nix verbotenes und keine Medikamente<li>und hat insgesamt rundum gute bis sehr gute Laborwerte.</ul>

O.k., also dieser Morgan Spurlock beschließt nun folgendes: für 30 Tage wird er<ul><li>ausschließlich bei McDonald's essen<li>dort jedes Gericht mindestens einmal probieren<li>immer "ja" antworten, wenn man ihn fragt, ob er die extragroße Portion essen will (die, die an den Appetit von Menschen zugeschnitten ist, die zwei bis fünf mal so viel wiegen wie er)<li>er wird immer aufessen<li>er wird nichts anderes essen<li>er wird zuckerhaltige Softdrinks statt Wasser trinken (es kommt nicht raus, ob er auch zuckerfreie Limonade trank)<li>er wird ganz selten Salat dort essen (meine Interpretation aus dem dort gesehenen)<li>er wird in dieser Zeit keinen Sport treiben<li>wird keine Medikamente nehmen<li>und er wird maximal 2000 Schritte gehen</ul>

//ironie-an
Boah! Ey! Wer hätte das geglaubt: der Typ nimmt zu und fühlt sich mieß! Boah! Ey!
//ironie-aus

Meine Frage ist: ja und? Wenn ein schlanker, sportlicher, sich oft "gesund" ernährender Typ plötzlich so reinspachtet bis über die Kotzgrenze hinweg, in den Mengen, sie sonst nur sehr übergewichtiger Mensch zu sich nehmen und auch ansonsten alles tut um seinen Körper zu maltretieren .. ja was erwarten wir da als Ergebnis? Klar, genau das, nämlich daß der Typ zunimmt und sich einfach nur noch wie gekaut und wieder ausgespuckt fühlt.

Wenn der Typ mit seiner "untrainierten Leber" so reinhaut wie jemand, der solche Portionen seit jahren ißt, dann ist das klar daß er vergleichbare Probleme hat wie jemand, der doppelt so viel wie Spurlick wiegt und plötzlich 30 Tage lang ohne jede Rücksicht das Sportprogramm von Spurlock absolviert.

Der Film ist meiner Meinung auch ziemlich langweilig.<small><ul><li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Experten warnen vor dem american Lifestyle mit Fast Food und wenig Bewegung<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Dicke Kinder werden in der Schule mit Junk Food versorgt<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ kotzt nach einer Megaportion bei McDonalds (der dramaturgische Höhepunkt des Films!)<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Dicke Kinder werden in der Schule mit Junk Food versorgt<li>Experten warnen vor dem american Lifestyle mit Fast Food und wenig Bewegung<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Experten warnen vor dem american Lifestyle mit Fast Food und wenig Bewegung<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>ein paar Typen werden auf der Straße gefrag, ob sie Fast Food essen<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Experten warnen vor dem american Lifestyle mit Fast Food und wenig Bewegung<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Ein Mann läßt sich seinen Magen kleiner operieren<li>Experten warnen vor dem american Lifestyle mit Fast Food und wenig Bewegung<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Ein Interview mit einem absoluten Stümper von der amerikanischen Entsprechung der CMA (für mich der Höhepuntk des Films *sfg*)<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Ein Typ ißt eine Rießenportion bei McDonalds<li>Ein Typ beklagt sich, daß er sich mieß fühlt<li>Abspann</ul></small>

Vom Filmischen her .. und da erlaube ich mir ein Urteil .. ist das ganze ein Nichts. Die Idee ist gut - schon alleine deswegen weil das intellektuelle Publikum laut klatschen wird, wenn es da gegen McDonalds & Co geht .. egal, welche fimlischen Qualitäten das Werk nun hat oder nicht.

Daß der Film beim Sundance Film Festival 2004 den Preis für die beste Regie erhielt ist für mich nicht nachvollziehbar <small>(oder eigentlich schon .. wenn man sich manchmal so ansieht, wer in Cannes, Vededig oder Berlin so in der Jury sitzt ..)</small>

Was ich dem Film allerdings positiv anrechne ist, daß er auch die Geschichte von dem Typ mit aufgenommen hat, der seit Jahren drei, vier, fünf Big Mac pro Tag ißt und ziemlich schlank dabei geblieben ist.

Aber nochmal zum Inhalt. Klar ist asschließlich Fast Food eine Ernährung, von der man zwangsweise krank wird. Klar wird man krank wenn man mit Gewalt über seine Sättigungsgrenze ißt. Klar wird man krank, wenn man aufhört, sich zu bewegen. Klar hat Spurlock seinen Punkt, wenn er darauf hinweißt, daß dies genau dem Lifestyle eine großen Bevölkerungsgruppe in den USA entspricht.


Die Fragen, die für mich im Raum stehen bleiben sind

1. Ist es moralisch gerechtfertigt, daß McDonald's &Co Spielplätze in / bei seinen Restaurants anbietet, Kindergeburtstage ausrichtet und Reklame macht, die speziell Kinder anspricht. Gerade die letzte Teilfrage sollte imo weiter gestellt werden: darf man überhaupt Kinder-zentrierte Reklame betreiben?

Meine Antwort? Hmmm ... sollen wir McDonald's zwingen die Spielplätze abzureißen (wie auch im Film erwähnt sind diese in sozial schwachen Gegenden in den USA oftmals sogar die einzigen gut gepflegten Spielplätze)? Darf McDonald's keine Kindergeburtstage mehr ausrichten? Soll Ronald McDonald am nächsten Laternenpfahl aufgehängt werden (symbolisch natürlich nur;)?

Schwierig für mich zu anworten. Ich antworte mal .. weil wir in einer Demokratie leben .. und ich froh darüber bin .. auf alle Fragen mit "nein, keine Verbote".

2. Ist es moralisch gerechtfertigt, daß die Fast Food Ketten vergleichsweise preisgünstige Rießenportionen anbieten?

Dazu muß man wissen, daß McD & Co. nicht pro Artikel sondern pro Kunde kalkulieren. Es wird also nicht kalkuliert, daß wenn ein Kunde mehr ißt, er auch proportional mehr bezahlt und McD proportional mehr verdient. Nein, McD verdient daran, daß ein Kunde .. ziemlich unabhängig davon, was .. und wie viel! .. er ißt, bei McDonald's reingeht und dort sein Geld auf den Tresen legt .. und eben nicht bei Pizza Hut, Burger King, Taco Bell, Wendy's .. oder beim Türken, Asiaten, Backshop, Kiosk oder Bratwurstbude.

Das ist die Marktregel. Nur an dem Kunden, der bei mir durch die Tür geht verdiene ich etwas. Ein Kunde, der statt zu mir zu Burger King geht bedeutet für mich 0 Komma Null Cent Gewinn. Also Kalkuliere ich pro Kunde und den Leute mit sehr großen Appetit überlasse ich das zusätzliche Essen quasi zu Selbstkostenpreisen. Weil: die Konkurrenz macht es .. und wenn ich es nicht auch mache, dan werden alle Vielesser in Zukunft bei der Konkurrenz essen.

So ist das. Ich sage nicht, daß das gut ist, aber so ist das.

Und noch viel mehr als in der EU mit seinen sehr hohen Agrar- und Zuckerpreisen spielen in den USA die Kosten für das Essen (Rind- und Hühnerfleisch, Weizen, Kartoffeln) gemessen an den Kosten für die Immobilien<small><sup>*)</sup></small>, das Personal <small>(so schlecht es bezahlt sein mag)</small> und für die Reklame kaum eine Rolle. Hinzu kommt dann noch, daß man die Amerikaner schon immer nur mit einem beindrucken konnte und kann <small>(denk an die technisch veralteten aber rießigen und lusoriösen Autos, die die früher gebaut haben)</small>: mit Größe! "Viel für wenig Geld!", "Viel mehr als bei der Konkurrenz für Deinen Dollar!" - das ist es, was die Amerkianer ihre Brieftasche zücken läßt.

McDonald's bietet an, was die Leute haben wollen. Wenn die was anbieten, was die Leute nicht wollen, dann gehen die zu Burger King oder Taco Bell oder Wendy's oder sonstwohin. Das gleiche macht der Asiaimbiß, der locker mal einen halben Eßlöffel Natriumglutamat pro Portion in seine Nudel reinschüttet .. weil's der nebenan auch so macht. Und was so mancher Türkische Imbiß zur Gewinnoptimierung mach .. darüber möchte ich lieber garnicht nachdenken. Wenn die Leute was anderes wollen, dann bietet das McDonald's auch an - wie die Salate oder den (in USA übrigens soweit ich das sehe nicht verkauften) GemüseMäc.

Angebot und Nachfrage.
Demokratie mit Marktwirtschaft. -> Nicht unbedingt das Beste .. aber mal wirklich: was ist besser?

Soweit mein Senf bzw. Ketchup und Mayo zum Film
Liebe Grüße
&nbsp; &nbsp; Prof


<small><sup>*)</sup></small>McDonald's ist weltweit einer der größten Immobilienbesitzer weltweit! Der Immobilienbesitz von McDonald's mach den wesentlichen Teil des Fimenwerts aus .. und nicht die Menge der Hackfleischsemmeln, die die verkaufen. Quelle: Dieser - meiner Meinung nach sehr lesenswerte - Artikel in der Zeit. Ich zitiere: Heute gehören dem Unternehmen in den USA zwei Drittel, im Ausland bisher rund ein Drittel der Verkaufsstellen. Im vergangenen Jahr belief sich der Gesamtwert der Burger-Immobilien auf 18,6 Milliarden Dollar. Der Buletten-Konzern ist einer der größten Immobilienbesitzer der Welt. <small>(c) DIE ZEIT 16.10.2003 Nr.43</small>


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